"Amanda Herzlos" - Porträt einer 'Herzlosen' aus drei Perspektiven | Teil 1 von 15

Teil 1/15 | Amanda Herzlos scheint ihrem Nachnamen alle Ehre zu machen - die Schilderung der drei Männer sind sich einig. Aber sie selbst kommt nicht zu Wort, ist Amanda also wirklich so herzlos? Der Roman von Jurek Becker ("Jakob der Lügner") zeichnet ein Porträt voller Witz und Ironie.

Amanda Herzlos heißt die Frau. Ihr Bild entsteht nur anhand der Äußerungen ihrer drei Männer, mit denen sie einst verheiratet oder liiert war.

Einer schreibt seinem Scheidungsanwalt, der andere schüttet seinem Tagebuch das Herz aus und der dritte versucht sich an einem Buch über seine Zeit mit Amanda. Gut weg kommt sie dabei bei allen nicht, deswegen heißt sie auch "Herzlos" - aber ist sie das wirklich?

All die Reflektionen der Romangestalten über Amanda bewegen sich in dem System DDR - es sind die 1980er Jahre und Jurek Becker liefert authentische Details sowie Beschreibungen über den Alltag dieser Zeit.

Wir begegnen DDR-typischen Prototypen wie dem Spießer, dem Bürokraten und natürlich der Stasi. Am Ende gelingt dem Schriftsteller ein behutsames Porträt einer Frau voller Witz und Ironie.

Zum Autor

"Amanda Herzlos" erschien 1992 und war Jurek Beckers letzter Roman. Mit "Jakob, der Lügner" 1969 bekannt geworden, folgten weitere Romane wie "Der Boxer" (1976) oder "Bronsteins Kinder" (1986). Der Schriftsteller unterschrieb 1976 mit elf weiteren Schriftstellern einen Brief gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Der Ausschluss aus der SED und aus dem Vorstand des Schriftstellerverbands der DDR waren die Folge. Seine Bücher wurden nicht mehr verlegt, Filmprojekte abgelehnt. 1977 trat Jurek Becker aus Protest gegen den Ausschluss Reiner Kunzes aus dem Schriftstellerverband aus und reiste in die BRD aus. Dort wurde er vor allem bekannt mit den Drehbüchern zur Fernsehserie "Liebling Kreuzberg" mit Manfred Krug, für die er den Grimme-Preis erhielt. Jurek Becker, geboren 1937 in Lódz, Polen, starb 1997 an Krebs.