Christiane und Goethe - Eine Recherche | Teil 8 von 14

Teil 8/14 | "Christiane Vulpius. Christiane von Goethe. Über ein Vierteljahrhundert lebte sie mit Goethe, achtzehn Jahre in freier Liebe, zehn Jahre als seine Ehefrau.

Dreiundzwanzig Jahre war sie alt, er achtunddreißig, als sie sich im Juli 1788 erstmals trafen und fast von einem auf den andern Tag ein Liebespaar wurden."

So beginnt Sigrid Damms aufwendige Recherche zu Goethes Lebensgefährtin. "Wer war diese Frau?", fragt sie und begibt sich auf Spurensuche.

Klischees, Verleumdungen verstellen den Blick auf Christiane. Nicht nur Zeitgenossen reagieren mit Hohn und Verachtung auf Goethes "Kreatürchen", seine "dicke Hälfte". Der Goethe-Verehrer Thomas Mann bezeichnet sie als "un bel pezzo di carne, ein schönes Stück Fleisch". Goethe nennt sie seine "liebe Kleine", sein "Erotikon".

Nach jener Begegnung im Juli hält Goethe das Verhältnis zunächst geheim. Als es öffentlich wird, ist Christiane schwanger. Er nimmt sie zu sich und muss auf Anordnung des Hofes vor die Tore der Stadt ziehen. Zwölf Jahre später provoziert er erneut: Er heiratet Christiane.

In all den Jahren mit ihr hat es immer wieder Zeugnisse seiner Liebe zu Christiane gegeben. "Behalte mich ja lieb", schreibt er ihr und sehnt sich nach "Hätschelstunden". Auch sie will mit ihm "schlampampsen". Und doch immer wieder lange Abwesenheiten Goethes, monatelange Aufenthalte in Jena, Bekanntschaften mit anderen Frauen.

Eine spannungsreiche Beziehung, die unbekannte Seiten Goethes zeigt und das Bild einer Frau entwirft, die uns immer wieder anders entgegen tritt: Oder trägt jeder "Haus- und Küchenschatz" auf Reisen Pistolen mit sich?

Zum Autor

Sigrid Damm, in Gotha geboren, studierte in Jena Germanistik und Geschichte. 1965 bis 1979 Hochschullehrerin in Jena. Seit 1970 Kritikerin und Herausgeberin in Berlin. Seit 1978 freie Schriftstellerin. Gastdozentin an den Universitäten in Glasgow, Edinburgh und Hamburg. Werke u.a.: "Vögel, die verkünden Land" (1985), "Cornelia Goethe" (1987), "Ich bin nicht Ottilie" (1992), "Diese Einsamkeit ohne Überfluss" (1995), "Geheimnißvoll offenbar - Goethe im Berg" (2009), "Einmal nur blick ich zurück" (mit Hans-Joachim Simm, 2010), "Wohin mit mir" (2012), "Goethes Freunde in Gotha und Weimar" (2014). Auszeichnungen u.a.: Lion-Feuchtwanger-Preis 1987, Fontane-Preis 1994, Thüringer Literaturpreis 2005, Ehrenbürgerwürde der Stadt Gotha 2010.