Die österreichische Autorin Marie von Ebner-Eschenbache lässt in ihrem Roman "Das Gemeindekind" weder Kirche noch Adel und Dorfgemeinschaft in ihrer Gesellschaftskritik aus
Die österreichische Autorin Marie von Ebner-Eschenbache lässt in ihrem Roman "Das Gemeindekind" weder Kirche noch Adel und Dorfgemeinschaft in ihrer Gesellschaftskritik aus © Wikimedia Commons / Gemeinfrei

HörspielLiteratur

"Das Gemeindekind" - Gesellschaftlicher Aufstieg eines Außenseiters

Schlimm genug, dass Pavel Holubs Vater nach einem Verbrechen zum Tode, seine Mutter zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wird. Doch dann wird er auch noch von seiner Schwester Milada getrennt, die in die Obhut der Baronin kommt. Pavel dagegen wird zum ungeliebten Gemeindekind, dem jeder misstraut.

Wegen schweren Raubmordes werden im Jahre 1860 die Eltern des 13-jährigen Pavel und seiner zehnjährigen Schwester Milada verurteilt. Der Vater zum Tode, die Mutter zu zehn Jahren Kerker.

Die Kinder werden der Obhut des Dorfes Soleschau übergeben. Die Baronin, als Gutsherrin des Dorfes, nimmt sich des Mädchens an. Pavel wird bei dem Gemeindehirten untergebracht.

Die Beziehung zu seiner Schwester ist das Einzige, was für Pavel Wert besitzt. Miladas Sparstrumpf soll der Grundstock sein für eine unabhängige Existenz, die Pavel mit der Kraft des Trotzes und der Hilfe des Lehrers Habrecht, dem einzigen Vorurteilsfreien des Dorfes, aufzubauen beschließt.

Zum Autor

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830-1916), eine der bedeutendsten deutschsprachigen Erzählerinnen des 19. Jahrhunderts, stammte väterlicherseits aus altösterreichischem, mütterlicherseits aus norddeutsch-protestantischem Geschlecht. Sie heiratete 1848 ihren Vetter Moritz, Professor an der Ingenieur-Akademie in Wien, später Feldmarschallleutnant und Mitglied der Akademie der Wissenschaften; 1856 zogen sie dauerhaft nach Wien. 1879 machte die Sammlerin von Uhren eine Uhrmacherausbildung, was für eine Frau damals ungewöhnlich war. Als Schriftstellerin wurde Ebner-Eschenbach mit ihrer Erzählung "Lotti die Uhrmacherin" (1880), mit den Aphorismen (1880) und mit den Dorf- und Schlossgeschichten (1883), zu denen auch die Novelle "Krambambuli" gehört, bekannt. 1887 erschien ihr Roman "Das Gemeindekind". 1898 wurde sie mit dem höchsten Zivilorden Österreichs, dem Ehrenkreuz für Kunst und Literatur, ausgezeichnet und war 1900 erster weiblicher Ehrendoktor der Wiener Universität.

"Das Gemeindekind " im Überblick

Das Gemeindekind

von Marie von Ebner-Eschenbach

Mit Horst Kotterba, Nina Rauschenbach, Wolf-Dieter Lingk, Lore Tappe, Heinz Kamm u.a.

Produktion: 1987

Sendezeit Mo, 30.03.2015 | 22:00 - 23:30 Uhr
Sendung MDR KULTUR "Hörspiel"
Radiosendung