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Hörspiel

"Die Schutzbefohlenen" - Flüchtlinge erster und zweiter Klasse

"Warum dürfen die und wir nicht?", fragen die Flüchtlinge in Elfriede Jelineks neuem Stück "Die Schutzbefohlenen". "Die" sind gut betuchte Spitzensportler und andere Bekanntheiten. Ihnen wird die österreichische Staatsbürgerschaft ohne Wimpernzucken zugesprochen, einfachen Asylbewerbern aber nicht.

"Wir sind gekommen, doch wir sind gar nicht da", sagt der Chor in Elfriede Jelineks "Die Schutzbefohlenen".

Obwohl sie in jüngster Zeit überall präsent sind, die Bilder von Flüchtlingsmengen, die sich auf Booten drängen und die Festung Europa zu erobern suchen, oder von aufbegehrenden Asylbewerbern in deutschen Städten, die auf öffentlichen Plätzen in den Hungerstreik treten, um auf ihre problematische Behandlung aufmerksam zu machen; Stimmen haben diese Menschen selten.

Geschrieben als Reaktion auf Asylproteste in Wien im Dezember 2012, als eine Gruppe von Flüchtlingen die Votivkirche besetzte, wurde der Text durch Zusätze zur Flüchtlingssituation auf Lampedusa erweitert.

Elfriede Jelinek überführt in "Die Schutzbefohlenen" das Tagespolitische ins uralte Menschheitsdrama von Flucht und Abweisung.

Zum Autor

Elfriede Jelinek nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie reagiert mitunter schnell, nennt die Dinge beim Namen, zeigt Missstände auf - und bleibt ihren künstlerischen und ästhetischen Ansprüchen dennoch treu. Die Literaturnobelpreisträgerin aus Österreich, thematisiert seit Jahrzehnten die brennenden Fragen der Zeit. Sie schreibt Texte über Prostitution und Pornografie, über die Auswüchse des Raubtierkapitalismus, über das ungleiche Verhältnis von Mann und Frau.

"Die Schutzbefohlenen" im Überblick

Die Schutzbefohlenen

von Elfriede Jelinek

Mit Jonas Minthe, Matthias Haase, Bettina Lieder u.a.

Produktion: 2014

Sendezeit So, 23.11.2014 | 18:30 - 20:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk Kultur "Hörspiel"
Radiosendung