In den Briefen dieser zwei Frauen lässt sich vieles aus vergangenen Zeiten entdecken
In den Briefen dieser zwei Frauen lässt sich vieles aus vergangenen Zeiten entdecken © Daniel Jaeger Vendruscolo / freeimages.com

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Briefe der Zeitgeschichte von Caroline Schlegel-Schelling und Rahel Varnhagen | Teil 1 von 10

Teil 1/10 | Die zwei Frauen, um die sich diese "Lesezeit" dreht, vereinten einflussreiche Persönlichkeiten der Zeitgeschichte in Briefen. Nicht nur für das Geschichtsinteresse sind diese Schriften relevant, die Geschichten wissen zu berühren und zu fesseln.

Als "geistreichste Frau des Universums" verehrte sie Heinrich Heine, sie selbst bezeichnete sich als eine "blume mit bewußtseyn": Rahel Levin-Varnhagen (1771-1833), eine der bedeutendsten Frauen des frühen 19. Jahrhunderts.

In ihrem Berliner Salon verkehrten die großen Geister ihrer Zeit, trafen sich Menschen verschiedener Schichten und Weltanschauungen: Frauen und Männer, Adlige und Bürger, Politiker, Philosophen und Schriftsteller.

Mit vielen von ihnen stand sie auch in brieflichem Kontakt und wurde so zur Autorin eines der umfassendsten Briefwerke ihrer Zeit. Seiner Bedeutung war sie sich durchaus bewusst, bat sie doch bereits mit dreißig Jahren eine Freundin, nach ihrem Tod zu versuchen "alle meine Briefe von allen meinen Freunden und Bekannten zu bekommen".

Es war ihr späterer Mann, Karl August Varnhagen von Ense, der nach ihrem Tod im "Buch des Andenkens" ihre Briefe veröffentlicht hat, die bis heute nicht nur als Zeitdokumente interessant sind, sondern fesseln und berühren durch ihre Spontaneität und Unmittelbarkeit, oder wie es Rahel Levin-Varnhagen ausdrückte: "Es wird eine Original-Geschichte und poetisch".

Nicht zur Veröffentlichung gedacht waren die Briefe der Caroline Schlegel-Schelling (1763-1809), die Dokumente einer politischen und literarischen Umbruchsituation sind und Zeugnisse einer Frau, die ein Leben gegen die Konventionen des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts führt.

Die Tochter des berühmten Göttinger Orientalisten Michaelis begegnete in ihrem Elternhaus schon früh Persönlichkeiten wie Lessing, Lichtenberg und Goethe. An der Seite Georg Forsters erlebte sie die Auswirkungen der Französischen Revolution auf deutschem Boden - die Mainzer Republik -, was sie mit Kerkerhaft büßen musste.

Als Ehefrau August Wilhelm Schlegels wurde ihr Haus in Jena zum literarischen Zentrum der Frühromantik. Sie war Übersetzerin und Lektorin Schlegels und ihres späteren Ehemannes Friedrich Schelling. Bei all dem weigerte sie sich, das Frauenbild ihrer Zeit zu erfüllen. "Sie wagte zu leben", so Sigrid Damm. "Das ist ihre unerhörte Kühnheit."

"Briefe der Zeitgeschichte von Caroline Schlegel-Schelling und Rahel Varnhagen" im Überblick

Briefe der Zeitgeschichte von Caroline Schlegel-Schelling und Rahel Varnhagen

von Rahel Varnhagen und Caroline Schlegel-Schelling

Sendezeit Mo, 04.08.2014 | 09:00 - 09:40 Uhr
Sendung MDR KULTUR "Lesezeit"
Radiosendung