Nur Gerede, nichts von Wert
Nur Gerede, nichts von Wert © Autor unbekannt / Wikimedia Commons / Public domain

Hörspiel

Das Schweigen

Sprechen bedeutete in manchen Gesellschaftsschichten nur die verbale Rückversicherung, Teil ebenjener zu sein. Damit wird sie funktional und egal - was durch ein Schweigen gebrochen werden kann.

In der Gesellschaft, der Jean-Pierre beiwohnt, ist Reden ein Muss. Dabei darf aber nichts gesagt werden. Es handelt sich lediglich um leere Sprachhülsen und -schablonen, die bedient werden, um den Konventionen gerecht zu werden. Durch sein Schweigen allerdings bringt er die Schwatzenden in Verlegenheit, Unsicherheit und Rage.

Die Frauen überreden einen der Männer am Tisch, Jean-Pierre zum Reden zu zwingen, um diese fürchterliche Situation endlich wieder erträglich zu machen. Die fehlende Anerkennung ihrer bekannter Mechanismen treibt sie in den Wahnsinn.

"Ich schrieb Hörspieldialoge (sie entstanden für den Stuttgarter Rundfunk) und stellte mir dabei keine Person vor. Diese Dialoge sind nicht realistisch … In meinen Romanen gibt es die "Unterkonversation", das Nichtgesagte, und dann, klar davon unterschieden, das ausgesprochene Wort.

Eine solche Trennung war in diesem Medium nicht möglich, und so habe ich die Unterkonversation in den Dialog selber hineingenommen. Das Unbehagen, das in ›Das Schweigen‹ ausgedrückt wird, ist ein Ereignis unter dem Mikroskop." - Nathalie Sarraute

"Das Schweigen" im Überblick

Das Schweigen

von Nathalie Sarraute

Mit Lina Carstens, Edith Heerdegen, Thessy Kuhls, Ute Maschke u.a.

Produktion: 1966

Sendezeit Do, 13.12.2018 | 19:45 - 20:00 Uhr
Sendung SWR Kultur "Hörspiel"
Radiosendung