Beobachte, Denken, Schreiben...
Beobachte, Denken, Schreiben... / "Laurence Sterne" © National Portrait Gallery, Artist: Joshua Reynolds (died 1792) / Wikimedia Commons / Public domain

Kultur & LiteraturLeben & Liebe

Der Erfinder des modernen Romans

Seinen ersten Roman schrieb er in einem Alter, in dem, so Virginia Woolf, andere bereits ihren zwanzigsten verfasst hatten. Als 1759 die ersten Bände von Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman erschienen, war der Autor Laurence Sterne in der literarischen Welt völlig unbekannt.

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Laurence Sterne (1713-1768) zählt zu den ganz Großen der Weltliteratur. Seine Werke sind Klassiker für die Ewigkeit. Doch nicht erst nach seinem Tod wurde ihm viel Ruhm zuteil, sondern bereits zu Lebzeiten genoss er die Ehre und feierte rauschende Erfolge mit seinem "Tristram Shandy". Und auch seine "Empfindsame Reise" verschaffte ihm höchste Popularität.

Der 1713 in Clonmel in Irland geborene Sterne hatte seit 1738 eine Pfarrstelle in Yorkshire inne. Er war verheiratet, Vater einer Tochter und führte ein überschaubares Leben in der englischen Provinz. Und dann, mit 46 Jahren, veröffentlichte der Landpfarrer die ersten Bände eines Romans, der nichts Geringeres war als eine literarische Sensation, nicht nur in England, auch auf dem Kontinent, vor allem in Deutschland.

Viele der wichtigsten Schriftsteller seiner Zeit gehörten zu seinen Bewunderern: Lessing und Wieland, Diderot und Goethe, später Jean Paul, James Joyce, Virginia Woolf, Arno Schmidt und viele mehr. Sterne hatte einen Bestseller geschrieben, was aus vielerlei Hinsicht bemerkenswert ist: Er hatte als Schriftsteller noch keine Erfahrung und machte sich gleich mit seinem Erstling an ein neun Bände und nahezu 800 Seiten umfassendes Werk.

Ein "work in progress", an dem er über acht Jahre hinweg weiterschrieb. Der Philosoph Friedrich Nietzsche, auch er ein großer Verehrer, nannte Sterne den "freiesten Schriftsteller aller Zeiten". Frei war er, weil er sich an keine Regel, keine Konvention der Romanliteratur hielt. Sei es die Chronologie einer Geschichte, die Linearität einer Handlung, die graphische Gestaltung des gedruckten Buches, die Verwendung von Satzzeichen, die Ökonomie des Aufbaus, egal welchen Aspekt der Romanschriftstellerei man herausgreift, Sterne brach die Regeln und schuf sich sein ganz eigenes System.

Das war eine recht große Herausforderung an sein Publikum. Viele folgten ihm bereitwillig und mit großem Genuss, andere verweigerten sich. Weshalb Sterne in einem Brief ironisch-verzweifelt ausrief: "Es ist eine schwere Aufgabe, Bücher zu schreiben und (dann) Köpfe zu finden, die sie verstehen."

Sein zweites bekanntes Werk war die Empfindsame Reise durch Frankreich und Italien. Auch hier schrieb er sich die Regeln für einen Reisebericht selbst. Die Empfindsamkeit im Titel gab einer literarischen Epoche den Namen. Sternes Leben war an äußeren Ereignissen nicht gerade reich, es fand mehr in seinem Inneren, seiner Phantasie statt. Geschuldet war das auch der Tuberkulose, unter der er viele Jahre litt und an der er 1768 in London starb.

Für Sterne war Humor das köstlichste Lebenselixier - eine "Lange Nacht" zu seinem 250. Todestag.

Eine Lange Nacht über Laurence Sterne im Überblick

Sendezeit Sa, 17.03.2018 | 00:05 - 03:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk Kultur "Lange Nacht"
Radiosendung