Einen roten Faden gibt es nicht, dafür eine Frau im roten Mantel
Einen roten Faden gibt es nicht, dafür eine Frau im roten Mantel © Petra Dietz / PIXELIO

Literatur

Der Sprung vom Trottoir | Teil 1 von 2

Teil 1/2 | Der "Sprung vom Trottoir" ist ein klangvisuelles Hörspiel quellt über vor Bildern, Namen, Zitaten und bringt sich selbst laufend aus dem Takt in neue Referenzen. Untermalt von einem Soundtrack im Collageverfahren.

Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zeichnet monatlich ein Hörspiel aus den Produktionen der ARD-Anstalten aus. Im Folgenden ihre Begründung für die Auszeichnung von "Sprung vom Trottoir":

"Der 'Sprung vom Trottoir' ist Storyboard, ist Film im Film, denkt Visuelles aber akustisch und ist also ein Hörspiel, das einen vom ersten Moment an in seinen Bann zieht. Manchmal taumelnd und schlingernd treibt es dabei ein höchst ungewisses, changierendes Spiel.

In 34 Bildern aufgegleist in die Spur eines Leporellos - der selbst eine wichtige Requisite des Stückes ist - rollt es fort und fort. Zahllos sind die Bezüge und Querverweise, die Spielereien mit Namen und Rollen, Begriffen, Zeit, Ort und Genres. Science Fiction, polit-ökonomische Staatsdystopie, Krimi, Kunstabhandlung, Love Story ...?

Ein „Rumgespinne“, heißt es, aus dem Ernst geworden sei. Das literarische Verfahren des 2013 verstorbenen Hubert Wiedfeld erinnert an Robbe-Grillet, Magritte und den nouveau roman. Dabei bezieht sich Wiedfeld auf die erratischmelancholischen low-key Zeichnungen des Niederländers Marcel van Eeden, dessen Begeisterung für Eisenbahnen er teilt.

Angetrieben wird dieser hardboiled-railroad-trip von einem in Klangfarbe und Rhythmus minutiös ausgearbeiteten Soundtrack, sensibel und eng am Text, gewoben aus einer großen Bandbreite musikalischer Stile. Regisseur Alexander Schuhmacher greift dabei auf seine ganz eigene Weise das Collageverfahren Wiedfelds auf und setzt auf einen abstrahierenden Raumklang. Eines wird bei all dem schnell klar: hier gibt es keinen roten Faden - aber eine Frau in einem roten Mantel. Diese Erkenntnis ist möglicherweise beruhigend.

Durchaus im Sinne des Stückes wäre es auch, in Unsicherheit, in Angst, vielleicht in Wut, zumindest aber in Bewegung zu geraten. Und sollte am Ende doch jemand nicht verstehen, um was es hier geht, so wird er doch selten die Zeit so gerne mit Zuhören verbracht habe."

Anschließend: "Hörspielmagazin" - "Neues aus der Welt der akustischen Kunst".

"Der Sprung vom Trottoir" im Überblick

Der Sprung vom Trottoir

von Hubert Wiedfeld

Mit Sebastian Rudolph, Thomas Thieme, Bettina Engelhardt, Karim Cherif, Berthold Toetzke, Gerd Wameling u.a.

Produktion: 2017

Sendezeit Sa, 10.03.2018 | 20:05 - 22:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk "Hörspiel"
Radiosendung