Der Fall Ohlendorf
Der Fall Ohlendorf © Bundesarchiv, Bild 183-H27798/Unknown / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0

Hörspiel

Dialog unterm Galgen: Der Fall Ohlendorf

Der ersten von zwölf Nürnberger Prozessen fing am 20.11.1945 an und der letzte wurde am 14.04.1949 abgeschlossen. Der erste Fall bezog sich auf die Person Ohlendorf. Er war Zeuge und wurde im 9. Prozess selbst vom US-Staat für seine Tätigkeit in einer Einsatzgruppe im Jahr 1941/42 verklagt.

Vor 75 Jahren wurde der erste von zwölf Nürnberger Prozessen gegen die Hauptkriegsverbrecher des Naziregimes gestartet. Dabei wurden die Protokolle des damaligen Einsatzgruppenleiters von 1941/42, Otto Ohlendorf, der als Zeuge im Prozess auftrat, als Basis der Anklage genommen. Im 9. Prozess wurde er selbst auf die Anklagebank gesetzt.

Im Anklagepunkt stand: "The United States of America against Otto Ohlendorf, et al.". Die Anklage bezog sich auf seine Beteiligung in der Einsatzgruppe D, wo er 1941 nach dem deutschen Einmarsch in die Sowjetunion dem Befehl von Heinrich Himmler nachkam, bis Juni 1942 die Operation der Einsatzgruppe D in der Südukraine und im Kaukasus durchzuführen. Wie alle SS-Einsatzgruppen sollte er die dort lebenden Juden und die Machthaber der Kommunistischen Partei in der Sowjetunion vernichten. Somit war er für die Ermordung von 90.000 Menschen verantwortlich gewesen.

Das Protokollschreiben weist auf, dass der studierte Jurist und Professor der Volkswirtschaft, Otto Ohlendorf, während der Befragung im Prozess 1945 seine Aussagen freiwillig abgegeben hat: Auf die Fragen der Anwälte antwortete er nur, dass er über die Kriegszeit in Berlin war, mit Ausnahme eines Jahres. Auf die darauffolgende Frage seiner Tätigkeit in dem Jahr gab er zur Antwort, dass er Chef der Einsatzgruppe D war. Und in der entscheidenden Frage zur Anzahl der Ermordeten während dieser Zeit kam seine Antwort: "Neunzigtausend".

Noch vor der Erwägung eines Einsatzgruppen-Prozesses gab Ohlendorf zuerst den Engländern als ihr Kriegsgefangener und dann als Zeuge der Anklage im Nürnberger Prozess alle notwendigen Auskünfte über die Struktur, Befehle und Einsätze der Einsatzgruppe.

Mit seiner Hilfe wurden die Einsatzgruppen Prozesse in Gang gesetzt und weitere Prozesse folgten darauf. Dennoch musste er sich für die 90.000 Toten verantworten. Zum Tode verurteilt, wurde er am 7. Juni 1951 hingerichtet.

"Dialog unterm Galgen: Der Fall Ohlendorf" im Überblick

Dialog unterm Galgen: Der Fall Ohlendorf

von Gerhard Zwerenz

Produktion: 1989

Sendezeit So, 22.11.2020 | 14:00 - 15:05 Uhr
Sendung hr2-kultur "Hörspiel"
Radiosendung