Die Frau, die sich Steve nannte - Flüchtlingskind, Computerpionierin, Dame des Britischen Empires

Vera Buchtal, später Stephanie Brook, dann Stephanie Shirley, machte den Weg vom jüdischen Flüchtlingskind zur von der Queen geadelten Millionärin.

Ihre Kindheit hätte auch jäh enden können. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten flüchtete ihre Familie zu der Familie ihrer Mutter. Doch nach dem Anschluss Österreich wurde ihr Vater verhaftet. Die Eltern schickten darauf die Sechsjährige und ihre Schwester mit einem Kindertransport nach England. Auch ihren Eltern gelang später die Flucht, doch Vera bliebt bei ihrer Pflegefamilie und nannte sich nur noch bei ihrem zweiten Vornamen Stephanie, um sich von ihrer deutschen Herkunft abzugrenzen.

Sie interessierte sich sehr für Mathematik, belegte als einziges Mädchen den Matheunterricht an einer Jungenschule, vertiefte ihr Wissen dann später noch in der Abendschule. Doch statt zu studieren stieg sie gleich als Statistikerin bei der Royal Mail ein.

Später gründete sie, verheiratet, als Stephanie Shirley eine Softwarefirma, in der sie ausschließlich Frauen beschäftigte und die meisten von ihnen als Freelancer in Heimarbeit, sodass die Frauen Familie und Beruf verbinden konnten. Um in der männerdominierten IT-Welt zu bestehen, ließ sie sich Stevie nennen. Die Firma war überaus erfolgreich und beschäftigte Mitte der 1980er Jahre ca. tausend Mitarbeiter, unter ihnen infolge des Sex Discrimination Act ironischerweise auch Männer.

2007 verkaufte sie die Firma für 150 Millionen Pfund und investierte nach dem Tod ihres autistischen Sohnes über 60 Millionen davon in die Erforschung der Krankheit. Darüber hinaus ist sie wohltätig unterwegs, ihr Engagement begründete sie mit ihrer Geschichte: "Ich muss die Tatsache rechtfertigen, dass mein Leben gerettet wurde."