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Hörspiel

Die Umsiedler

Vertreibung, Flucht und Hoffnung auf ein neues Leben. Das ist das gegenwärtige Thema. Und das war es einst. 1953 schrieb Arno Schmidt auf Grundlage eigener Erlebnisse den Kurzroman "Die Umsiedler". Eine verregnete Dezembernacht des Jahres 1950: Ein Mann verlädt sein spärliches Hab und Gut auf einen Güterzug.

Wie viele andere erhofft er sich mit der Übersiedlung aus dem Niedersächsischen nach Rheinhessen einen neuen Anfang.

Nach dem zweiten Weltkrieg hatte Deutschland eine Flüchtlingswelle ungeheuren Ausmaßes zu bewältigen - über 12 Millionen Menschen mussten untergebracht werden, in einigen Gebieten verdoppelte sich die Bevölkerungszahl binnen kürzester Zeit.

In "Die Umsiedler" schildert Arno Schmidt die Entbehrungen und Strapazen der erzwungenen Auswanderung: Sture Behörden, bornierte Leidensgenossen, voreingenommene Nachbarn, kernige Flüchtlingsbetreuer, deutsches Organisationswunder und -chaos.

Und eine Liebesgeschichte, die für die Entstehungszeit des Romans skandalös war. All das erzählt in der ebenso präzisen wie expressiven Sprache und mit der bissigen Komik dieses großen Autors der deutschen Nachkriegsliteratur. Arno Schmidt verwendete in „Die Umsiedler“ erstmals die von ihm sogenannte Fotoalben-Technik, die literarisch den Prozess des Erinnerns nachbildet: Es "erscheinen zunächst, zeitrafferisch, einzelne sehr helle Bilder (meine Kurzbezeichnung: "Fotos"), um die herum sich dann im weiteren Verlauf der "Erinnerung" ergänzend erläuternde Kleinbruchstücke ("Texte") stellen [...]. Im Leser würde theoretisch solchermaßen zwangsweise die Illusion eigener Erinnerung suggestiv erzeugt werden! (Natürlich muß man ihm hierzu auch schärfste Wortkonzentrate injizieren; cela va sans dire!)"

"Die Umsiedler" im Überblick

Die Umsiedler

von Arno Schmidt

Produktion: 2017

Sendezeit Do, 27.04.2017 | 19:04 - 20:00 Uhr
Sendung WDR 3 "Hörspiel"
Radiosendung