Die menschliche Zukunft in unsicheren Zeiten
Die menschliche Zukunft in unsicheren Zeiten © Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de / PIXELIO

Feature

Europäische Erbschaften | Teil 1 von 3

Teil 1/3 | Viele Menschen sehnen sich nach einer Gesellschaft, die zusammenhält. Doch die Epoche, in der wir uns befinden, bringt viele Herausforderungen mit sich. In der Sendung "Zeitenwenden – Eine Inspektion" geht es darum, wie unsere Welt im Wandel ist.

10.000 Jahre sind die Menschen mittlerweile sesshaft, die Technologie sowie die Zivilisation entwickelten sich stark. Nun haben wir die Epoche des Anthropozäns erreicht. Doch in der jetzigen Zeit müssen die Gesellschaften des Westens von vielem Abschied nehmen, denn der "europäische Sonderweg" endet nun. Die glänzenden Kulturen und die wirtschaftliche Macht, die Technologien sowie die Freiheiten sind nicht mehr das, was sie einmal waren.

Es herrschen Kriege und es ist notwendig, die Ausbeutung des globalen Südens zu beenden, auch wenn das nicht mit Freiwilligkeit passiert. Die Welt verändert sich und es ist nicht einfach, da sie noch nicht stabil ist. Können wir das Erbe von Europa noch beeinflussen? Sind Elemente der Bürgerlichen Aufklärung in den digitalen Großkonzernen, den großen politischen Mächten, dem Druck, sich der Umwelt anzupassen und der Automatisierung von den verschiedensten Dingen überhaupt noch zu finden?

Die Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft steht, nehmen zu. Es ist nur möglich, mit Automatisierung, Klima und Migration umzugehen, wenn alle zusammenarbeiten. Die Aufgaben und Ziele müssen gesamtgesellschaftlich gestemmt werden, doch vieles davon treibt die Gesellschaft eher auseinander. Viele sprechen vom "Gesellschaftlichen Zusammenhalt" und der Bundeskanzler setzt auf diesen in den Zeiten der Krise, während der Bundespräsident diesen durch ein soziales Pflichtjahr festigen will. Zahlreiche Menschen gehen auf die Straße, weil sie nicht viel von diesem gesellschaftlichen Zusammenhalt spüren oder das Gefühl haben, kein Teil dessen zu sein. Sozialforschende hingegen versuchen den gesellschaftlichen Zusammenhalt ausfindig zu machen.

Früher vereinte sich die Gesellschaft durch Nationalstolz, Religion, die Gewissheit des Wohlstands und Humanismus, doch die Zeiten änderten sich. Während die Herausforderungen immer mehr werden, erlebt der Populismus einen neuen Aufschwung und viele ziehen sich in den individuellen Besitz zurück. Und das, obwohl das Projekt der Veränderung eines sein könnte, das Kulturen, Menschen und Nationen zusammenbringt. Wie nennt man den zukünftigen Menschen, wenn nicht Zoon politicon, Homo faber oder Homo sapiens?

Jean-Jacques Rousseau verfasste dazu einmal den Satz "Das Menschengeschlecht des einen Zeitalters ist nicht das Menschengeschlecht eines anderen Zeitalters". Im Prozess der Veränderung können wir entdecken, enttäuscht zu werden, beharrlich kämpfen und Hochs erleben. Doch nun sind Geschlechtsidentitäten, Schönheitsideale und die Sinnhaftigkeit der Industrialisierung unterworfen. Wodurch zeichnet sich Individualität in unserer Zeit aus?

"Zeitenwenden – Eine Inspektion" im Überblick

Zeitenwenden – Eine Inspektion

von Mathias Greffrath

Sendezeit So, 18.12.2022 | 09:30 - 10:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk "Essay und Diskurs"
Radiosendung