Hörspiel
Gesänge des Charon
Oktober 1943. N'dria ist viele Schritte gegangen, und nun geht er sie weiter, fort vom Krieg, nach Hause. Es gibt keine Fähren mehr, aber die sirenengleiche Hure Ciccina Circe bietet ihm eine Überfahrt an. Doch eine Rückkehr ins Vertraute ist nicht möglich.
All das Sterben in der Fremde ist genug für den Krieger, er möchte nach Hause zurückkehren, in die Stadt mit den Orangenbäumen zwischen zwei Meeren. Nachdem er im Landstrich der Feminoten von der verruchten Ciccina Circe eine Überfahrt in ihrer Barke angeboten bekommen hat, kommt er tatsächlich an, doch muss feststellen, dass sich in seiner Abwesenheit vieles verändert hat.
"Mein Vater hat mich nicht erkannt, als ich ins Dorf gekommen bin, und meine Mutter ist tot, am Grunde des Meeres". Eine Rückkehr ins Vertraute ist nicht möglich. Die Überfahrt mit ihren Anklängen an die Begegnung mit Charon, dem Fährmann, der ins Jenseits geleitet, ist Leitmotiv des Stücks.
Der Krieg zertrümmert die Weltordnung, die zuvor bestand, und die Menschen verlieren ihre Orientierung zwischen Isolation, Kriegstrauma, Lüge, Vorurteil und Fremdheit.
Werner Cees Hörspiel überführt in ein Bild des Südens, in welchem sich zahlreiche Facetten des menschlichen Lebens widerspruchsfrei verbinden: Archaischer Mythos mit alltäglicher Banalität, tiefe kulturelle Wurzeln mit derber, wilder Burleske, Göttliches und äußerst Menschliches. Cee schafft klare akustische Bilder und Tagträume. Epische Gesänge bieten einen roten Faden, an dem man sich orientieren kann doch wird die Erzählung nicht immer durch Worte, sondern genau so in Klang, Musik und Geräusch fortgeführt.
"Gesänge des Charon" im Überblick
Gesänge des Charon
von Werner Cee
Mit Gaspare Balsamo, Sandra Borgmann, Gerd Wameling, Norbert Grossmann
Produktion: 2018
Sendezeit | So, 14.01.2018 | 14:00 - 15:05 Uhr |
Sendung | hr2-kultur "Hörspiel" |