Hörspiel nach der "Tuba-Novelle": "Die Störung oder Wie Beckett die Maulwürfe vergiftete"

Eine Posaune? Nein, eine Tuba, eindeutig! Ein junger Mann soll einen Essay über Samuel Beckett verfassen. Doch sein Nachbar - ein Tubist - bringt ihn durch seine täglichen Übungen aus dem Konzept. Langsam versteht der junge Schreiberling jedoch: Keine Schöpfung ohne Störung.

Ein neunmonatiges Stipendium soll es einem jungen Mann ermöglichen, einen Essay über Samuel Becketts Schreibort in der französischen Provinz zu verfassen.

Ein Anfang ist schnell gefunden, bald aber versiegt das Schreiben, als im Haus gegenüber ein Tubist einzieht und beginnt, sein tägliches Übungspensum zu absolvieren. Es ist zum Verzweifeln, zum Lachen, zum Heulen - aber nicht zum Schreiben! Oder doch? Doch gerade?

Wie mag es Beckett ergangen sein, als sein Nachbar in Ussy-sur-Marne, Monsieur Horviller, eine Jagdhütte vor seinem Garten baute und Beckett fortan Schüsse hörte? "Die Störung war das Gefürchtete und Gesuchte zu gleichen Teilen." Denn der Tubist bringt mit seinem sperrigen Instrument noch weit mehr zum Schwingen als die Nerven des Essayisten: Immer tiefer wird dieser in seine Kindheit zurückversetzt, in der ein musizierender Vater nichts mehr fürchtete, als von seinem Sohn gestört zu werden.

Doch am Ende scheint die Störung gar zum notwendigen Begleiter seines Tages zu werden. Keine Schöpfung ohne Störung also? Rainer Wieczoreks ironisch-reflektierende Künstlernovelle wird in der Hörspielbearbeitung von Matthias Baxmann und Ralph Gerstenberg zu einem monologischen Kreisen in Gedankenschleifen, zu einem Dialog mit einem Instrument.