Hörspiel
"In der Strafkolonie" von Franz Kafka
Einem Forschungsreisenden wird das Rechtssystem einer auf einer abgelegenen Insel eingerichteten Strafkolonie vorgeführt. Die Angeklagten werden unabhängig von ihrer Schuld durch eine seltsame Maschine brutal gefoltert und anschließend exekutiert.
"Der Reisende schien nur aus Höflichkeit der Einladung des Kommandanten gefolgt zu sein, der ihn aufgefordert hatte, der Exekution eines Soldaten beizuwohnen, der wegen Ungehorsam und Beleidigung des Vorgesetzten verurteilt worden war."
Mit dem Forschungsreisenden besucht der Hörer die auf einer entlegenen Insel eingerichtete Strafkolonie und wird Zeuge des barbarischen Prozesses eines mechanischen Strafvollzuges, dessen Unwiderruflichkeit in keinem Verhältnis zum Ausmaß der Schuld des Verurteilten steht.
Ähnlich wie in Kafkas fragmentarischem Roman "Der Prozeß" wird Zweifel erhoben an der Rechtmäßigkeit der Anklage, und noch deutlicher als dort wird ihm entgegengesetzt, dass die "Schuld immer zweifellos sei". Nur so kann der hinrichtende Offizier mit Überzeugung verkünden, dass sein Tötungsapparat, eine Art Egge, der "menschlichste und menschenwürdigste" sei.
Zum Autor
Franz Kafka, 1883-1924, wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Prag geboren. Er studierte zunächst Germanistik, dann Jura, arbeitete als Jurist und Versicherungsbeamter. Sein Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm mit der 1912 erschienenen Erzählung "Das Urteil". Seine Romane wurden gegen seinen testamentarisch verfügten Willen von seinem Freund Max Brod veröffentlicht, der damit Kafkas Weltruhm begründete. Franz Kafka zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts.
"In der Strafkolonie" im Überblick
In der Strafkolonie
von Franz Kafka
Mit Bruno Ganz, Wolfgang Stendar, Walter Wigand, Heinz Bender-Plück, Elmar Schulte
Produktion: 1981
Sendezeit | So, 23.07.2017 | 14:00 - 15:05 Uhr |
Sendung | hr2-kultur "Hörspiel" |