Marias Arbeit ist auf der Straße.
Marias Arbeit ist auf der Straße. © Ludmilla Rossi / freeimages.com

Hörspiel

In Stanniolpapier

Maria ist allein auf der Welt, trotz unmittelbarer Nähe bleiben ihre Kunden Fremde. Sie ist Prostituierte, ohne eine Aussicht auf ein Happy End.

"ich hab keine angst. von kindheit an nicht gehabt. hat der kinderarzt schon gewusst: ihr kind, das springt nochmal vom hochaus und schüttelt sich danach nur kurz. vier stunden schlaf, das hat mir gereicht. danach ins büro und acht stunden ackern.

nach der arbeit ein nickerchen und dann auf die schicht bis drei uhr. so schnell hat mich nichts kleingekriegt. ich war immer hart im nehmen. in meinem leben hab ich viel im dunklen rumgefischt. ich bin durch alles gegangen in meinem leben. nur eben ohne angst."

"Die Welt is‘n komischer Ort, vollgestopft mit Leuten", sagt Maria immer wieder. Doch in dieser Welt bleibt Maria mit ihrer Seele und Sehnsucht allein, und die Leute, auf die sie trifft, die sich an ihr vergreifen und sie benutzen, bleiben Fremde und Feinde. Trotz einer ganz unmittelbaren Nähe, in der aber Liebe in Geld gewechselt und Berührung mit Schmerzen bezahlt wird.

Maria ist Prostituierte; aus einem geschundenen Kind wurde eine verschacherte Frau. Erzählt wird diese dokumentarische, recherchierte Geschichte ohne Larmoyanz, Milieu-Kitsch und Rotlicht-Romantik. Die Sprache ist poetisch, hart, unmoralisch. Denn eine Erlösung findet hier nicht statt, zumindest nicht im wahren Leben.

Selbst wenn Maria zurückblickt, hatten ihre Träume Risse und brachen ab kurz vor dem vermeintlich glücklichen Ende. Maria ist jedoch eine Frauenfigur, die allen Widrigkeiten zum Trotz ihren Optimismus nicht verliert. Egal, was passiert und wie schrecklich es auch sein mag, Maria bejaht das Leben.

"In Stanniolpapier" im Überblick

In Stanniolpapier

von Björn SC Deigner

Produktion: 2019

Sendezeit Do, 28.03.2019 | 19:45 - 20:00 Uhr
Sendung SWR Kultur "Hörspiel"
Radiosendung