Jahre später | Teil 1 von 13

Teil 1/13 | Nach "Das Mädchen" und "April" krönt "Jahre Später" das dreiteilige Erinnerungsprojekt der Autorin Angelika Klüssendorf an. Die Protagonistin April geht eine Beziehung ein, die den Leser bis zum Ende hoffen lässt, dass es zwischen den beiden doch noch klappt, während das Paar scheitert.

Es ist keine Sympathie, die April an dem Hamburger Chirurgen Ludwig interessiert macht, sondern eine andere Form der Attraktion. Eine Art von Intensität, die sie zuvor noch nicht kennengelernt hat.

Er ist dreist raumnehmend in seiner Art, und genauso Einzelgänger wie sie, was sie während der Lesung, auf der sie sich kennenlernen, noch nicht wusste. Beide versuchen auf eigene radikale Weise, ein Sozialleben zu errichten und sich dabei selbst zu finden, was die gemeinsame Zeit zu einer beschwerlichen macht.

Die Autorin selbst beschreibt das Zusammentreffen der beiden Hauptfiguren als schicksalhaft. Kritiker meinen in diesem die persönliche Geschichte der Autorin in ihrer Ehe mit dem Journalsiten und Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Frank Schirrmacher, herauszulesen.

"Jahre später" erzählt die Geschichte einer durch Zuneigung korrumpierbaren Frau, die als Kind mit Gewalt und einer sadistischen Mutter aufgewachsen ist. Zwar verfügt April über Öffnungsbereitschaft und die Beziehung glührt vorerst von Gemeinsamkeit, aber die Fliehkräfte, die sie trennen, schlagen sich unaufhaltsam durch.

Bis zum Ende wünscht sich der Leser, dass diese toxische Beziehung endlich beendet oder einfach gelingen möge, man gönnt es April. Aber das, ohne von der Autorin jemals dazu gedrängt worden zu sein.

Zum Autor

Angelika Klüssendorf wurde 1958 in Ahrensburg geboren und lebte von 1961 bis zu ihrer Übersiedlung 1985 in Leipzig; heute in der Nähe von Berlin.