Feature
Lob der Lücke
Die Pandemie ist ab März 2020 im Gange und die Menschen leben auf Distanz. Abstand halten lautet nun die Devise seitdem. Es ist eine lästige Vorschrift, dass manche dazu neigen, sie gleich wieder zu beseitigen. Doch Abstand war in der Natur und der menschlichen Kultur seither stets vorhanden.
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er braucht den Kontakt und die Nähe zu anderen. Bereits in der Fahrschule wird gepredigt, dass bei Tempo 100 ein Mindestabstand von 50 m gilt, um noch unbeschadet bremsen zu können. Alles, was darunter liegt, ist gefährlich bis tödlich.
Den Kindern wird schon früh beigebracht, nicht zu drängeln, denn sie sollen einschätzen lernen, welchen Abstand zwei Personen benötigen, um sich wohl zu fühlen. Dieser ist vom Ausmaß ihrer Intimität abhängig. Wir lassen nämlich nur vertraute Personen in unseren Radius von 60 cm zu, weil unerwünschter Kontakt bei uns einen unangenehmen Stresslevel erzeugt.
Zu eng gesetzte Wörter und Sätze stressen uns ebenso, weil wir nichts verstehen. Abstand ist für soziale Menschen also unabdingbar.
"Lob der Lücke" im Überblick
Lob der Lücke
von Ulrich Biermann, Veronika Bock
Produktion: 2021
Sendezeit | So, 28.11.2021 | 20:05 - 21:00 Uhr |
Sendung | Deutschlandfunk "Freistil" |