Literatur
Longkamp
"Longkamp" ist die Verdichtung der Reflektionen eines unsicheren Autors, der sich 1972 zum Schreiben in das gleichnamige Dörfchen zurückzieht. Er schreibt gegen das Eingesperrtsein, gegen die Anspannung.
"Wie jemand heute da raus kommt" beschäftigt den Autor Rolf Dieter Brinkmann Ende November 1972 und zwar so sehr, dass er sich für einige Wochen zurückziehen muss aus seiner Stadt und Landflucht begeht, sich einen Unterschlupf in Longkamp sucht, einem Dörfchen im Hunsrück.
Er legt sich einen geregelten Tagesablauf zu in der alten Mühle, die er bezogen hat, steht um zehn nach 7 auf, geht laufen und trinkt anschließend einen Bronchialtee. Dann schreibt er an der Schreibmaschine, bis er in der Küche, dem einzigen beheizbaren Raum, einschläft. Die Texte, die er da produziert, sprechen zusammengetragenes aus Briefen, Landkarten und anderen Notizen, sprechen von Beziehungen, seiner Die entstehenden Texte sind angefüllt mit Reflexionen über die Vergangenheit, über seine Beziehungen, sein Leben in Köln und den Menschen, die dort wohnen. Vor allem aber zeugen sie von Gedanken über sein eigenes verkrampftes Verhalten, seine Ängste und das Gefühl, eingesperrt zu sein.
Sie sind Abschiedsboten an den Lärm der Stadt, an den Glauben an Rebellion und Pop. Ein Anschreiben gegen die ständige Anspannung: "Ich bin nicht da, wo ich bin!". Und Brinkmann bemerkt: Konzentration hilft ihm gegen den "Grauen vor dem Muff der Dinge" und befreit sich mithilfe von Fakten statt Bedeutungen, Tun statt Dahocken. Nimmt ab und hört auf zu Rauchen. Und trotzdem: ein bisschen Verunsicherung bleibt ihm.
"Longkamp" im Überblick
Longkamp
von Rolf Dieter Brinkmann
Mit Christian Brückner; Bearbeitung und Regie: Ulrich Gerhardt
Produktion: 2008
Sendezeit | Sa, 12.05.2018 | 20:05 - 22:00 Uhr |
Sendung | Deutschlandfunk "Hörspiel" |