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Mein Sohn, der Nazi - Szenen einer Familie in Niederbayern
Es ist eine außergewöhnliche Situation - die Mutter ist eine überzeugte Antifaschistin, der Sohn ein Nazi. In dem Feature von Reinhard Schneider zeigt sich die extreme Blockade zwischen den beiden. Was lässt sich daraus ableiten?
Erste Szene: Der Sohn auf einer Demonstration in Passau. Er steht in einer Gruppe von Rechtsradikalen und schwenkt eine Reichskriegsflagge. Seine Mutter steht auf der anderen Seite mit einem Schild in der Hand "Nazis raus!" Andere Szene zuhause in der Küche zu zweit, zu dritt, Monologe, ein Radiofeature wie ein Kammerspiel.
Situationen, zugespitzt wie eine Versuchsanordnung: der Sohn Neonazi, die Mutter Antifaschistin, beide heilos ineinander verstrickt, dazwischen der Stiefvater, der den Konflikt zu entschärfen versucht.
Die Kommunikation eskaliert nach eingefahrenen Mustern. Nur dem Außenstehenden, dem Autor gegenüber entsteht noch Raum für Reflexionen, die untereinander nicht mehr kommuniziert werden können. Nur im Autor scheint jeder einen Gesprächspartner zu haben, der ihm seine Darstellung der Situation erlaubt.
Es drängt sich die Frage auf, inwieweit diese Familienszenen mit anderen vergleichbar sind; es geht um die Momente, die einen so ungeheuren Leidensdruck offenbaren, dass sie nur wenige Entwicklungsmöglichkeiten offen lassen. Eine davon hat der Sohn gewählt: Er wurde zum Rechtsradikalen.
"Mein Sohn, der Nazi - Szenen einer Familie in Niederbayern" im Überblick
Mein Sohn, der Nazi - Szenen einer Familie in Niederbayern
von Reinhard Schneider
Produktion: 2000
Sendezeit | Sa, 20.07.2019 | 09:00 - 09:35 Uhr |
Sendung | MDR KULTUR "Feature" |