Regen

Im Rahmen einen Bibelprojekts verfasste Anne Weber ein Hörspiel in Anlehnung an die Sintflut des Alten Testaments und arbeitet die allgemeine Kapitulation der Menschen heraus, die insgeheim bereits mit dem Untergang gerechnet haben.

Der in Paris lebenden Autorin Anne Weber diente anlässlich des Bibelprojekts des hr2 die Sintflut aus dem Alten Testament als Motiv. Es ist eine Apokalypse, die erst harmlos daherkommt, unbedrohlich, denn es handelt sich immerhin ja nur um Regen. Bis er nicht mehr aufhört.

Es handelt sich um eine Zwischenjahreszeit, um eine große Stadt, eigentlich beliebig, außer, dass es viele Menschen geben muss, die dort wohnen. Im Mittelpunkt des Stücks befindet sich ein Pärchen, das es sich noch sehr lange gut gehen lassen kann, denn solange der Regen noch Pausen macht, bedeutet er ja nichts, und die Restaurants servieren noch Wein und Brot. Doch langsam nimmt die Intensität zu, die Pausen gibt es nicht mehr und die Abwasserschächte laufen über, die Keller voll und überschwemmen die Stadt bis in die zweiten Stockwerke.

Die Menschen fliehen nach oben, in die Wohnungen der Besserverdienenden, es geht nur noch um Schutz, nicht mehr ums Leben. Nachdem auch noch die Elektrizität ausfällt, sieht man sich in Zwangsgemeinschaften aus fremdsprachigen Familien und vagen Bekannten gestopft. Und doch bleibt die Mehrheit ruhig, werden die Ereignisse als alltäglich aufgenommen, oder hinfällig. Erwartet.

"Schon immer hatte er gewusst, dass alles von einem Moment zum andern kippen kann… Wie zu erwarten, hatte das Unheil zugeschnappt in einem jener seltenen Momente, da er nicht damit gerechnet hatte. Er hatte es gesehen, ja, aber er hatte es für etwas Altbekanntes und völlig Harmloses gehalten: für Regen."

Zum Autor

Anne Weber, geb. 1964, lebt als Autorin und Übersetzerin in Paris.