Die Geschichte der Aufnahme betont die Wirkung des Nebensächlichen.
Die Geschichte der Aufnahme betont die Wirkung des Nebensächlichen. © RAWKU5 / freeimages.com

Hörspiel

schallarchiv - eine trilogie: rolling/läuft | Teil 1 von 3

Teil 1/3 | Schaut man sich die Geschichte der Aufnahme an, wird klar, wie soziokulturell bedeutend auch scheinbare Nebensachen sein können. Begonnen hat alles mit der Stentorstimme, die für die damaligen Aufnahmeverfahren auch im Deutschen Reich nötig war. Wer zu leise spricht, geht im Rauschen unter.

Erst 1928 wurde die elektrische Verstärkung erfunden. Edison trällerte damals auf seinem ersten Zylinder "Mary had a little lamb". Was als Kinderspiel begann, entwickelte sich bald zu einer neuen Unterhaltungsindustrie. Erst wurde in gemieteten Hotelzimmern aufgenommen, dann wechselte man zu professionellen Aufnahmestudios. Talente wurden verewigt und Musik wurde mehr zum Kommerz.

Heute weiß man, dass der heilige Moment des "first take" eher ein Mythos ist. Immer mehr Studio-Schnipsel kommen ans Licht, die zeigen, wie häufig ein Fehlstart ist. Was Leute am Mikrofon tun, kann lustig und ernüchternd sein. Ohne es zu wollen, treten wir in Privatsphären ein.

In den Aufnahmen findet man heraus, wie der Aufnahmeprozess immer mehr Menschen zugänglich wurde. Als in den 60ern das Uher-Tonbandgerät erfunden wurde, konnten sich Familien ein tönendes Tagebuch anschaffen, wodurch der Alltag archiviert wurde.

Zur selben Zeit wird von zum Beispiel dem notorischen Konstantin Raudive nachgeforscht, ob sich im Tonband der Gottesbeweis verbirgt. Auch die Epensänger im Balkan sahen in der Aufnahme Übernatürliches, als sie davon überzeugt waren, dass die Geräte ihre Stimme gefangen hielten.

"schallarchiv – eine trilogie" im Überblick

schallarchiv – eine trilogie

von Ulrich Bassenge, Bernhard Jugel

Produktion: 2003

Sendezeit Di, 09.03.2021 | 20:10 - 21:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk "Hörspiel"
Radiosendung