Städtebeschimpfungen | Teil 2 von 6

Teil 2/6 | Der "Theatermacher" Thomas Bernhard wettert gerne gegen Städte, vor allem Augsburg hat er es angetan. Aus Korrespondenzen mit Bürgermeistern, Anwälten und anderen Gegnern filterte Raimund Fellinger die schönsten Stellen zusammen.

Schon Joyce verfaste Hasstiraden gegen große Städte, namentlich Dublin, und doch blieb der irischen Hauptstadt der Glanz erhalten, das weiß auch Siegfried Unseld, der Verleger von Thomas Bernhard, dem städtehassenden "Theatermacher".

Dieser ließ seine Theaterfigur Caribaldi zum Beispiel fragen: "Gibt es denn in Augsburg überhaupt einen Arzt, einen Rheumaspezialisten in diesem muffigen verabscheuungswürdigen Nest, in dieser Lechkloake?" und beleidigte damit den Oberbürgermeister persönlich.

Dieser forderte den "Herrn Thomas Bernhard" dazu auf, seine "schmucke und muntere Großstadt" mit "quellreinem Trinkwasser" zu besuchen, doch er kam der Einladung nie nach. Statt dessen mischte er sich, während er gerade bei einem Auslandsaufenthalt war folgendermaßen ein: "Von Lissabon aus empfinde ich Augsburg noch elementarer scheußlich als in meinem neuen Theaterstück. Mein Mitgefühl mit den Augsburgern und allen in Europa, die sich als Augsburger verstehen, ist ungeheuer grenzenlos und absolut."

Gehässig und deswegen sehr witzig schießt Bernhard einen um den anderen Pfeil gegen die Städte des deutschsprachigen Raums, beschimpft Salzburg, Wien und Bochum und lässt keinen Affront aus. Außer gegenüber Frankfurt verliert er kein schlechtes Wort.

Raimund Fellinger stellte die besten Szenen aus Theaterstücken und Textstellen aus Briefwechseln mit Gegnern zusammen, die Bürgermeister und Anwälte einschließen. Ruthard Stäblein bearbeitete jene "Stellen" für das Radio und so entstand eine Bernhard-Parodie, die von ihm selbst stammen könnte.