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Hörspiel

Tepegöz

Die Geschichten des türkischen Erzählzyklus "Dede Korkut" wurden im 15. Jahrhundert gesammelt. Sie entstammen mündlichen Traditionen, die sich aus den Mythen des Nomadenvolkes der Oghusen (ca. 700 bis 1050 n. Chr.) ableiten. Benannt wurde er nach der Figur eines singenden und Laute spielenden Weisen, der die Einzelepisoden verknüpft.

Die Geschichte von "Tepegöz" verweist motivisch auf den Gesang über den Zyklopen Polyphem aus der Odyssee: Ein Hirte entdeckt Nymphen beim Tanz. Er vergewaltigt eine von ihnen. Der Schandtat entspringt ein einäugiges Kind - und ein Fluch: Tepegöz, das barbarische "Scheitelauge", soll das Volk der Oghusen vernichten.

Von seiner Mutter verlassen, wird er von einem Stammeschef gefunden und aufgezogen. Aber das Kind ist aggressiv, so dass es verjagt wird.

Tepegöz wendet sich an seine Mutter. Ihr Geschenk, ein Ring, macht ihn unverwundbar, er schwört Rache und wird zur tödlichen Gefahr für alle Oghusen.

Diesen Konflikt um Schuld und Rache greift Sinan für ein musik-archäologisches Hörstück auf. Zugleich spiegelt es den Mythos über dokumentarisches Material: Neben traditionellem Liedgut aus Aserbaidschan, Usbekistan und Kasachstan erzählen Istanbuler Intellektuelle ihre Version des Mythos, der allgemein die Frage nach der gesellschaftlichen Aufarbeitung einer unlöschbaren Schuld stellt und sich besonders auf den Genozid der Türken an den Armenieren übertragen lässt.

"Tepegöz" im Überblick

Tepegöz

von Marc Sinan

Mit Jelena Kuljic, Lars Rudolph, den Dresdener Symphonikern unter Markus Rindt u.a.

Produktion: 2015

Sendezeit Do, 30.03.2017 | 19:45 - 20:00 Uhr
Sendung SWR2 "Hörspiel"
Radiosendung