Kultur & Literatur
Vom Krieg gegen den Terror zum Krieg gegen das Virus
Die menschliche Reaktion auf die aktuelle Pandemie ist vergleichsweise wie das Verhalten im Kampf gegen den IS-Terrorismus. In der Sendung spricht Pascal Fischer über dieses Phänomen mit dem Islamwissenschaftler Stefan Weidner.
Für den Politologen Stefan Weidner entspricht das Verhalten in der Virusbekämpfung dem Verhaltensmuster bei einer IS-Terrorbekämpfung. Doch diese Muster haben sich in den vergangenen 20 Jahren soweit entwickelt. Die IS-Terroranschläge in den USA und die Corona-Pandemie zählen schon zu den größten welthistorischen Ereignissen des 21. Jahrhunderts.
Darüber hinaus liegen Parallelen in ihrer Bezeichnung, wie etwa der Krieg und die Nennung der Beatmungsgeräte als Waffen, dessen Ausdruck vom New Yorker Bürgermeister kam oder der Schläfer und das Virus als unsichtbaren Feind. Demnach ordnen wir Menschen alles unbewusst in gefährliche und ungefährliche Kategorien ein. Manchmal entsteht dann auch eine Pauschalverdächtigung, die sich auf ganze Bevölkerungsgruppen beziehen. Danach folgen die Entscheidungen zum Stillstand: das öffentliche Leben wird eingeschränkt, verstärkter Nationalismus kommt empor, Grenzschließungen, Bewegungen auf den Märkten und die schneller vorrückende digitale Überwachung.
Und dieses Verhalten ist ein Anzeichen für Stefan Weidner, dass die Pandemie genauso wie der islamistische Terrorismus gehandhabt wird. Doch das war ein Krieg, der außer Kontrolle geriet. Aber für Stefan Weidner ist diese dramatische Diagnose noch keine unabänderliche Gegebenheit oder eine Abstumpfung, sondern eine Chance für klare Regeln einer anderen gemeinsamen Bewältigungsstrategie auf globaler Ebene.
Vom Krieg gegen den Terror zum Krieg gegen das Virus im Überblick
Sendezeit | So, 26.07.2020 | 09:30 - 10:00 Uhr |
Sendung | Deutschlandfunk "Essay und Diskurs" |