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Wie das Erdgas in den Westen kam
Über 25.000 Bürger/innen der DDR waren in den 1970er- und 80er-Jahren in der Sowjetunion tätig. "Wie das Erdgas in den Westen kam" erzählt von dem bekanntesten Handelsvertrag zwischen Ost und West in der Nachkriegszeit.
In den USA und Europa wird schon länger über Nordstream ? gestritten. Dabei scheinen wir zu vergessen, dass es schon einmal ein großes Gasprojekt mit dem Osten gab.
Die 25.000 DDR-Arbeiter/innen bauen in den 70er- und 80er-Jahren die weltweit größte Erdgasleitung in der Sowjetunion. Es werden "Trassen" errichtet, um Dnepr und Dnestr zu überqueren. Das sind zwei große Flüsse, die durch den Osten fließen.
Zum ersten Mal fühlen die Arbeiter/innen aus der DDR eine Art von Freiheit, die es in der DDR nicht gibt. Auf der einen Seite verdienen sie zwar gutes Geld, doch dafür müssen sie auch viel aushalten: ungezähmte Natur, Einsamkeit und Kargheit. Außerdem hört die Überwachung der Arbeiter/innen nicht einmal in der Natur im Osten auf. Trotzdem prägt die Arbeit an der Trasse die Arbeiter/innen für ihr ganzes Leben.
Das Projekt wird im Osten als sozialistischer Fortschritt gesehen, aber auch der Westen profitiert davon. Denn seit den 1960er-Jahren versucht sich der Westen an den vielen Rohstoffen der Sowjetunion zu beteiligen. 1970 entstand daraus das Erdgas-Röhren-Geschäft, in dem der Westen zustimmt, sowohl Kredite zu geben als auch Rohre zu liefern und der Osten im Gegenzug dazu die Pipeline baut und Strom in den Westen liefert.
Obwohl zu dieser Zeit der Kalte Krieg herrscht, die Amerikaner das nicht wollten und es Spannungen auf internationalem Level gab, wurden die Leitungen zu Ende verlegt. Noch heute machen sie einen erheblichen Anteil der Energieversorgung in Westeuropa aus.
"Wie das Erdgas in den Westen kam" im Überblick
Wie das Erdgas in den Westen kam
von Matthias Schmidt
Produktion: 2021
Sendezeit | So, 23.10.2022 | 13:04 - 14:00 Uhr |
Sendung | WDR 5 "Dok 5 - Das Feature" |