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Aus dem Berliner Journal | Teil 4 von 9 Folgen
Max Frisch beginnt sein "Berliner Journal" im Februar 1973, als er und seine 28 Jahre jüngere Frau - die Romanistik- und Germanistikstudentin Marianne Oellers - sich nach West-Berlin begeben haben, um hier eine Eigentumswohnung in einem alten Bürgerhaus zu beziehen.
"Genau die Art Wohnung, die wir in Zürich vergeblich gesucht haben: einfach, aber mit hohen Zimmern" (M.F.).
Der Stadtteil Friedenau ist seit Langem berühmt für seine prominente Anwohnerschaft, darunter Ernst Barlach, Marlene Dietrich, Kurt Tucholsky oder Karl Schmidt-Rottluff.
Der, der diese Lage Max Frisch stetig angepriesen hat, ist der Schriftsteller Uwe Johnson. Und nicht nur er wohnt hier bereits seit über einem Jahrzehnt, sondern auch die Autoren-Kollegen Günter Grass, Lars Gustafsson oder Hans Magnus Enzensberger.
Uwe Johnson hilft den Frischs, wo er nur kann - mit Antragsformularen für den Telefonanschluss und für ein Postscheckkonto. Er war es auch, der den Weltautor und aussichtsreichen Kandidaten für den Literaturnobelpreis Max Frisch zehn Jahre zuvor mahnend gefragt hatte: "Herr Frisch, was machen Sie mit ihrem Ruhm?"
Das geht dem 61-jährigen Züricher durch den Kopf, als er die ersten Garderobenhaken einschraubt und sich scheut, die schönen leeren Räume mit Möbeln zu bevölkern.