Auch die Killing Fields in Kambodscha, wo die Roten Khmer Hunderttausende Menschen ermordeten, gehören zu den Zielorten des "Dark Tourism"
Auch die Killing Fields in Kambodscha, wo die Roten Khmer Hunderttausende Menschen ermordeten, gehören zu den Zielorten des "Dark Tourism" © Martin Boulanger / freeimages.com

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Dark Tourism - Vergnügungsreisen ins Grauen

Schlachtfelder, Folterkeller, Konzentrationslager, Ground Zero oder Stadtführungen auf den Spuren von Jack the Ripper - immer mehr Touristen wollen nicht bloß hübsche Schlösser und historische Stadtzentren sehen, sondern folgen der Faszination des Schreckens. "Dark Tourism" nennt sich jener Trend.

In Scharen strömen moderne Reisende in ehemalige Kerker und Konzentrationslager, urlauben am liebsten dort, wo einst Kriege tobten, wo Natur- und Atomkatastrophen Land und Leben zerstörten.

Mit prickelndem Ekel inhalieren sie den Gestank indischer Slums, inspizieren mit kundigem Blick Folterzentren wie die berüchtigte Tuol-Sleng-Schule in Phnom Penh, selbst Tatorte von Serienmördern erfreuen sich wachsender Beliebtheit.

Der Schrecken ist nicht nur immer und überall, er ist zum Event geworden. Ground Zero steht nicht allein. Die Gänsehaut, hübsch konserviert, avanciert zur festen Attraktion im Reisebusiness.

Schon untersuchen Forscher die große Lust am kalten Grauen, den Reiz des sogenannten dunklen Tourismus, seine Botschaften, seine Ingredienzien, seine Moral.

Sucht der Reisende nur nach dem allerletzten Thrill? Oder führt der Blick auf das Elend von Mitmenschen, wie ein Wissenschaftler meint, am Ende zu einer neuen Sensibilität, einem 'Aufschäumen' des Moralempfindens?

"Dark Tourism" im Überblick

Dark Tourism

von Tom Schimmeck

Produktion: 2015

Sendezeit Fr, 05.06.2015 | 20:05 - 21:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk "Das Feature"
Radiosendung