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Der Atem: Eine Entscheidung | Teil 3 von 8

Teil 3/8 |

In fünf autobiografisch geprägten Erzählungen legt Thomas Bernhard offen, wie er der Schriftsteller wurde, der er war. Von der Kindheit über die Internatszeit in Salzburg, die Lehre und das Studium bis zur Isolation des 18-Jährigen in einer Lungenheilstätte.

Wer die Welt des Thomas Bernhard verstehen will, findet hier den Schlüssel: "Das ist die Geschichte eines jungen Menschen, auf dem eigentlich nur herumgetrampelt worden ist, sei es von Seiten der Stadt, ihrer Bewohner, der Verwandtschaft, ganz gleich." (Thomas Bernhard)

Kein Text, der intimer, berührender ist als die fünf zwischen 1975 und 1982 geschriebenen Erzählungen, in denen der Autor seine traumatischen Kindheits- und Jugenderinnerungen beschreibt.

Seine schwere Tuberkuloseerkrankung bringt ihn an den Rand des Todes. Davon erzählt der Autor in "Der Atem: Eine Entscheidung". Nicht einmal 18-jährig wurde Thomas Bernhard im Jahre 1949 aus seinen musikalischen Studien durch eine schwere Krankheit herausgerissen. Er versinkt im stumpfen Weiß der Krankenhaussäle, dem geschulten Blick des Personals ausgeliefert, das ihn zielsicher unter die Sterbenden einordnet.

Die letzte Station des gerade noch Lebenden ist das Badezimmer, aus dem nur die Toten wieder herauskommen. Umgeben von dieser Atmosphäre, die den Lebenswillen tötet, weiß er aber plötzlich, dass er nicht aufhören darf zu atmen, dass er leben will.

Zum Autor

Thomas Bernhard (1931-1989), war einer der bekanntesten österreichischen Erzähler des 20. Jahrhunderts. Er wuchs in Wien und in Seekirchen am Wallersee auf, wurde für kurze Zeit in ein Heim für Schwererziehbare geschickt, brach seine Schulausbildung ab und wurde Kaufmannsgehilfe. Von 1947 bis 1948 arbeitete er als Lehrling. Dabei zog er sich eine Lungenentzündung zu, die sich zur Tuberkulose ausweitete. Er verbrachte die nächsten beiden Jahre in verschiedenen Krankenhäusern. Nach seiner Genesung wurde er Gerichtsreporter. Er studierte Gesang und veröffentlichte erste Texte. Der Durchbruch als Romanautor gelang ihm 1963 mit "Frost", weitere Romane folgten. Auch als Dramenautor machte sich Bernhard einen Namen. Ab 1965 lebte er in Wien und auf einem oberösterreichischen Gutshof. 1984 kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung wegen seines Romans "Holzfällen". 1970 wurde Thomas Bernhard mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.

"Der Atem: Eine Entscheidung" im Überblick

Der Atem: Eine Entscheidung

von Thomas Bernhard

Mit Wolfram Berger

Produktion: 2010

Sendezeit Mo, 30.03.2015 | 19:00 - 19:35 Uhr
Sendung MDR KULTUR "Lesezeit"
Radiosendung