London war für Poe die Inspiration zu seiner Erzählung über den "Mann in der Menge"
London war für Poe die Inspiration zu seiner Erzählung über den "Mann in der Menge" © Nisly / freeimages.com

Hörspiel

Der Mann in der Menge

Charles Baudelaires und Edgar Allan Poe haben eine Sache gemein: Sie beide schrieben einst über eine auf sie anziehend wirkende Person in einer Menschenmenge, der sie unbeobachtet folgten. Diese Erzählungen hat Rainer Römer nun vertont.

1840 schrieb Edgar Allan Poe seine Erzählung über einen Flaneur, der, im Café sitzend, aus dem Fenster dem vom Gaslicht beschienenen Stadttreiben zuschaut.

Plötzlich erblickt er einen geheimnisvollen Mann in der Menge. Er folgt ihm, um sein Geheimnis zu ergründen, nicht wissend, was diesen Mann, der einen Dolch oder einen Diamanten unter dem Gewand trägt, bis frühmorgens durch die düsteren Straßen Londons treibt.

17 Jahre später erschien Charles Baudelaires Gedicht "A une passante", eine Hymne an eine in der großstädtischen Menschenmenge "vorübergehende Frau". Nur im Negativen, als flüchtig Erblickte und dann Entschwindende vermag sie das alte Glücksversprechen der erlösenden Liebe erinnern.

Man darf sie nicht ansprechen, und stehen bleiben darf sie auch nicht. Sonst würde die banale Wirklichkeit sie entzaubern. Städte sind Wirklichkeits- und Möglichkeitsräume, nicht zuletzt für die Einsamen, die sich in ihnen spiegeln. Der Komponist, Hörspielmacher und Schlagzeuger Rainer Römer, Mitglied des Ensemble Modern, hat Poe und Baudelaire in eine heutige großstädtischen Klangsprache übersetzt.

Die Stilmittel stehen dabei zwischen Popsong, moderner Elektronik, "musique concrète" und auskomponierten Streichtriopassagen.

"Der Mann in der Menge" im Überblick

Der Mann in der Menge

von Edgar Allan Poe, Rainer Römer

Mit Graham Valentin, Sylvester Groth u. a.

Produktion: 2016

Sendezeit Do, 02.06.2016 | 22:15 - 23:12 Uhr
Sendung SWR Kultur "Hörspiel"
Radiosendung