Aus der kasachischen Steppe hinaus in den Schoß der Sowjetmacht soll der Ingenieur Nasar Tschagatajew das Wüstenvolk "Dshan" führen
Aus der kasachischen Steppe hinaus in den Schoß der Sowjetmacht soll der Ingenieur Nasar Tschagatajew das Wüstenvolk "Dshan" führen © Katlen Schwane / pixelio.de / PIXELIO

Hörspiel

"Dshan" - Wiederbelebung eines Wüstenvolks

Der junge Ingenieur Nasar Tschagatajew soll das kleine Wüstenvolk "Dshan", was "Seele" bedeutet, retten. Aus der Sarykamysch-Senke in der Ustjurt-Steppe will er die Nomaden in den Schoß der Sowjetmacht führen. In Trolles Hörspiel verschmelzen dabei bildgewaltig Utopie und Leid, Leben und Sterben.

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Lothar Trolle hat sich die 1935 entstandene Novelle "Dshan" des sowjetischen Schriftstellers Andrej Platonow (1899-1951) anverwandelt und sie überschrieben.

"Ich habe für mich mal formuliert, dass jedes Stück einen Beitrag zur Entwicklung der deutschen Sprache leisten müsste, sonst ist es unwichtig", so Lothar Trolle in einem Interview für "Theater der Zeit" von 2009.

Das ist ihm zweifellos in dem Stück "Dshan" gelungen: sprachgenau, präzise in den Metaphern, stark in unverbrauchten Bildern entwickelt Trolle aus dem mystischen Stoff der gleichnamigen Novelle von Andrej Platonow einen wortgewaltigen Erzählstrom.

In dessen Mittelpunkt steht der junge Ingenieur Nasar: er hat den Auftrag übernommen, das zersprengte dem Tod geweihte Wüstenvolk "Dshan" nach Hause zurück zu führen. Dem Inhalt angemessen und meisterhaft im Handwerk haben Walter Adler und sein Studioteam die literarische Vorlage für den Funk eingerichtet und umgesetzt.

Die Unerschütterlichkeit, mit der Hans Michael Rehberg als Erzähler eine scheinbar erratische Geschichte präsentiert, die hochkarätige Besetzung aller weiteren Stimmen, der pausenlose, präzise Schnitt, der schnelle atemlose Wechsel zwischen den verschiedenen Stimmen, Erzählebenen und Hörbildern, die sparsamen aber bedacht eingesetzten Gesangseinlagen - besser hätte man die surreal-düsteren Bilder und die Leiden des heimatlosen, getriebenen Nomadenstamms nicht umsetzen können.

Ein an die Schmerzgrenze reichender akustischer Marathon, der die eigentlich in einer früheren Welt angesiedelte Handlung angesichts der momentanen Bilder von Flüchtlingsströmen und Armutsmigration seltsam aktuell erscheinen lässt.

(Aus der Begründung der Jury)

"Hörspiel des Monats: Dshan" im Überblick

Hörspiel des Monats: Dshan

von Lothar Trolle

Mit Hans-Michael Rehberg, Florian Lukas, Matthias Habich u.v.a.

Produktion: 2015

Sendezeit Sa, 05.12.2015 | 20:05 - 22:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk "Hörspiel"
Radiosendung