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Eine Lange Nacht über Scham
Von Sandra Doedter und Esther Körfgen Kein Gefühl ist so quälend, so überwältigend und so abgrundtief wie die Scham. Der Pickel im Gesicht, die anhaltende Arbeitslosigkeit, das nicht geschaffte Examen: Welche Schmach! Welche Feuermale auf unserer Seele! Jeder wird sie sehen und mit dem Finger darauf zeigen! Die Scham ist der genetische Oberaufseher, von der Natur geschickt, uns im Zaum zu halten. Ihr Werkzeug ist die Furcht: von der Norm abzuweichen, sich lächerlich zu machen, nicht mehr dazuzugehören. Einen stärkeren Garanten für die bestehende Ordnung gibt es nicht.
Seit der Vertreibung aus dem Paradies ist die Scham Motor und zugleich Bremse menschlichen Verhaltens. Nützlich für das gesellschaftliche Miteinander, doch für den Einzelnen oft eine hemmende Last. Über das, wofür man sich schämt, kann man nicht sprechen. Die "Lange Nacht" tut es trotzdem. Sie spricht von der natürlichen Scham, die uns davor bewahrt, nackt durch die Stadt zu laufen. Und dem Horror des Käfigs, den eine krankhafte Scham errichtet. Die "Lange Nacht" zeigt, wie die Scham durch Religion, Erziehung, Kulturkreis und Zeitgeist verändert wird. Sie lässt den Zuhörer das ein oder andere Mal befreit lachen und - Vorsicht! - sich am steckengebliebenen Lachen verschlucken.
Eine Lange Nacht über Scham im Überblick
Sendezeit | Sa, 26.04.2008 | 00:05 - 03:00 Uhr |
Sendung | Deutschlandfunk Kultur "Lange Nacht" |