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Eine Verzweiflung - Innerer Monolog eines alten Herrn | Teil 1 von 11
Teil 1/11 | Sein Leben lang hat der alte Mann geschuftet und sich hoch gearbeitet. Groß ist daher der Ärger über jene, die wenig arbeiten und es trotzdem schön haben. Doch seinen Ärger schluckt er runter. Er findet nur in seinem Kopf statt und selbst seine engste Familie weiß nichts von seinem Groll.
In ihrem Roman "Eine Verzweiflung" lässt die 1957 geborene und in Paris lebende Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Yasmina Reza (ihr berühmtestes Theaterstück "Kunst") einen alten Mann, der eine gute Position hatte und viel arbeitete, grantlerisch monologisieren.
Er ist verzweifelt über all die Menschen, die sich das Leben schön machen und deshalb weniger arbeiten, als er es zeit seines Lebens tat und auch weiterhin während seines Rentnerlebens als Hobbygärtner tut. Sein Monolog ist keiner, den irgendjemand hören kann. Es ist ein Frage- und Antwortspiel, das allein in seinem Kopf stattfindet.
Die Adressaten, wie sein Sohn, seine Tochter, sein Schwiegersohn, erfahren nichts von den Gedanken des Ehemanns, Vaters und Schwiegervaters. Nichts von der Wut dieses Rentners, der das Wort "Glück" erklärt haben möchte. Eine tragikomische Figur, dieser fragende Rentner mit Namen Samuel. Denn er hat ja Glück, aber er kann offensichtlich andere nicht auf ihre Art glücklich sein lassen. Das ist sein Unglück. Ach, hätte Samuel doch geredet. Aber dann hätten wir den Roman "Eine Verzweiflung" nicht.
"Eine Verzweiflung - Innerer Monolog eines alten Herrn" im Überblick
Eine Verzweiflung - Innerer Monolog eines alten Herrn
von Yasmina Reza
Mit Rudolf Wessely
Produktion: 2012
Sendezeit | Fr, 09.12.2016 | 15:30 - 15:55 Uhr |
Sendung | SWR Kultur "Fortsetzung folgt" |