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Hörspiel

Hörspiel des Monats - "Lila und Fred" frei nach Friedrich Schillers "Kabale und Liebe"

Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste: Erstaunlich, wie gut dieses Experiment funktioniert: Cristin König hat Friedrich Schillers Jugenddrama „Kabale und Liebe“ auf den Prüfstand des 21. Jahrhunderts gestellt - und siehe da, der Klassiker hält fantastisch stand.

Wie leicht doch 230 Jahre zu überbrücken sind: Aus dem adeligen Präsidenten von Walter ist ein Großindustrieller geworden, der vor der Pleite steht, aus Lady Milford die 40-jährige Milla, die ihr beträchtliches Vermögen in eine Stiftung überführen will, aus dem Intriganten Wurm der nicht minder einfallsreiche Kranz - und das jugendliche Liebespaar Ferdinand und Luise heißt jetzt Lila und Fred. Schillers Rhetorik hat die Autorin in ein eigenwillig atemloses Stammeln übersetzt.

Diese Kunstsprache entspricht exakt den Zumutungen eines moralisch korrupten Geldadels, die einem die natürliche Sprache verschlagen können. Mit der Zuspitzung der Ereignisse wandelt sie sich zum puren Angstdiskurs: Ihr steht akustisch sozusagen der Schweiß auf der Stirn. Mit sparsamen, aber extrem wirkungsvollen klanglichen Mitteln wird die Dramatik der Handlung geschärft. Kurze Phrasen, manchmal beiläufig gespielt im Hintergrund, manchmal als Interpunktion explodierend eingesetzt. Eine großartige Leistung von Friederike Bernhardt und der Regie.

"Hörspiel des Monats - "Lila und Fred" frei nach Friedrich Schillers "Kabale und Liebe"" im Überblick

Hörspiel des Monats - "Lila und Fred" frei nach Friedrich Schillers "Kabale und Liebe"

von Cristin König

Produktion: 2016

Sendezeit Sa, 05.11.2016 | 20:05 - 22:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk "Hörspiel"
Radiosendung