Hörspiel
Rainer Werner Fassbinders "Ganz in weiß" - Der Mensch als Ergebnis
Rainer Werner Fassbinder kann auch anders: Die Ikone des Neuen Deutschen Films realisierte Anfang der 1970er Jahre vier Hörspiele. "Ganz in weiß" erzählt die Geschichte eines Fürsorgezöglings und zeigt, wie Sprache, Musik und Geräusche zur Unterdrückung und Steurung des Menschen genutzt werden.
Rainer Werner Fassbinder mal ohne Bilder: Anfang der 1970er Jahre realisierte der legendäre bayerische Filmemacher mit seinem "Antiteater" auch vier Hörspiele.
"Ganz in weiß" berichtet in dichten, assoziativen Collagen aus der Welt eines Fürsorgezöglings und ist - hier ganz Fassbinder - Meldodram und strenger Formalismus zugleich.
Die Mutter, der Pfarrer, der Erzieher, die Zöglinge - sie alle kommen zu Wort. Aus authentischen Aussagen, Erzählungen, Erinnerungen, aus fiktiven Dialogen, Schlagerzitaten und realen Geräuschen setzt sich kaleidoskopartig das "Erziehungssystem" zusammen. Zugerichtete Gefühle und umgelenkte Sehnsüchte, Sprache als Korrektiv und Instrument der Unterdrückung.
Schlagermusik als die verzerrte Sprache des Verdrängten - Roy Black singt "Ganz in weiß". "Der spricht nicht von Liebe, sondern von Sehnsucht. Der spricht nicht von Zärtlichkeit, sondern von Trauer. Da ist einer tot, ehe er weiß, was er spricht.“
"Ganz in weiß" im Überblick
Ganz in weiß
von Rainer Werner Fassbinder
Mit Ruth Drexel, Kurt Raab, Peer Raben, Harry Baer, Hanna Schygulla u.a.
Produktion: 1970
Sendezeit | Mi, 27.05.2015 | 20:00 - 22:00 Uhr |
Sendung | NDR Kultur "Hörspiel" |