Die Korrespondenz zwischen Franz Kafka und seinem Vater
Die Korrespondenz zwischen Franz Kafka und seinem Vater © Atelier Jacobi: Sigismund Jacobi (1860–1935) / Wikimedia Commons / Public Domain

HörspielLesung

Franz Kafka: Brief an den Vater | Teil 1 von 5

Teil 1/5 | Franz Kafka hatte ein schwieriges Verhältnis zu seinem fleißigen Vater, der sich vom einfachen Mann zum Kaufmann hocharbeitete. Der Sohn wollte jedoch nicht in seine Fußstapfen treten.

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Franz Kafka fühlte sich nicht dazu berufen, den gleichen Weg wie sein Vater zu gehen. Er hatte andere Träume und Ziele, die nicht mit dem Lebensweg seines Vaters übereinstimmten. Dies führte zu Spannungen zwischen den beiden.

Hermann Kafka, der Vater von Franz Kafka, kam aus einer äußerst armen jüdischen Familie in Südböhmen. Schon im Alter von sieben Jahren musste er Schwerstarbeit verrichten, sowohl im Sommer als auch im Winter, und aufgrund unzureichender Kleidung und schlechter Schuhe bekam er bei Schnee und Kälte Frostbeulen und offene Wunden.

Trotzdem war er extrem energisch und fleißig und arbeitete sich in Prag zu einem angesehenen Kaufmann hoch. Er hätte seinen Sohn Franz gerne seine Fußstapfen gesehen: stark, gesund, beruflich erfolgreich und glücklich als Familienvater. Die Realität sah jedoch anders aus. Franz Kafka hatte anderes im Sinne: ein Germanistikstudium. Doch er wechselte auf Drängen seines Vaters zur Juristerei.

Er trat nach seiner Promotion in eine italienische Versicherungsgesellschaft in Prag ein und war dann als Beamter in der Arbeiterversicherungsanstalt angestellt: kein berühmter Strafverteidiger, kein wohlhabender Wirtschaftsanwalt. Es war nur eine bescheidene Laufbahn in einer untergeordneten Position. Und trotz mehrerer Verlobungen scheiterte auch die Gründung einer Familie.

Im Jahr 1917 bekam Franz Kafka Tuberkulose, die dazu führte, dass er 1922 vorzeitig in den Ruhestand trat und 1924 das Zeitliche segnete. Die Beziehung zwischen Franz Kafka und seinem Vater war zeitlebens angespannt. Er verfasste im November 1919 in Schelesen bei Liboch in Böhmen, wo er gerade war, seinen berühmten "Brief an den Vater", ein Schriftstück von fast 50 Seiten, in dem er die Beziehung zwischen Vater und Sohn einer tiefgründigen Analyse unterzog. Es besteht kein Zweifel, dass dies zum einen ein Versuch der Selbstheilung war und zum anderen das Verhalten des Vaters dem Sohn und der Tochter gegenüber zu ändern. Allerdings hat Franz Kafka diesen Brief nie abgeschickt.

Zum Autor

Franz Kafka, geboren im Jahr 1883 in Prag, war ein bedeutender Schriftsteller jüdischer Abstammung. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete er als Beamter und begann erfolgreich literarische Werke zu veröffentlichen. Seine Erzählungen wie "Die Verwandlung" und "Der Prozess" sind bis heute bekannte Meisterwerke der Weltliteratur. 1914 verlobte er sich mit Felice Bauer, löste die Verlobung jedoch nur sechs Wochen später wieder auf. In den folgenden Jahren veröffentlichte er Werke wie "Der Prozess" und "In der Strafkolonie". Im Jahr 1917 kam es zu einer erneuten Verlobung und Entlobung mit Felice Bauer. Zudem erkrankte Kafka an Tuberkulose. Im Jahr 1919 verfasste er einen nie abgeschickten Brief an seinen Vater. Ab 1922 begann er mit der Arbeit an "Das Schloß" und schrieb auch "Ein Hungerkünstler". Aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme ging er frühzeitig in den Ruhestand. Am 3. Juni 1924 verstarb Kafka in Klosterneuburg-Kierling, Österreich.

"Franz Kafka: Brief an den Vater" im Überblick

Franz Kafka: Brief an den Vater

von Franz Kafka

Sendezeit Mo, 27.05.2024 | 09:30 - 10:00 Uhr
Sendung hr2-kultur "Lesung"
Radiosendung