Auf der Spur von Sadok B

Vor mehr als 100 Jahren sang Sadok B, ein tunesischer Kriegsgefangener, für einen deutschen Ethnologen in ein Aufnahmegerät. Die Tonaufnahme wurde 1916 im Gefangenenlager Wünsdorf in Brandenburg zu kolonialen Forschungszwecken gemacht. Heute rekonstruiert die Marie Guérin seine Geschichte.

Die Klangkünstlerin Marie Guérin erzählt von Exil und Migration sowie von Lücken im kollektiven Gedächtnis. Dazu nutzt sie die Schellackplatte als Ausgangspunkt für ihre Radiokomposition und verbindet die Gegenwart mit der Zeit des Ersten Weltkriegs, Wünsdorf mit Frankreich und Tunesien. Sie erzählt die Geschichte von Sadok B. und fährt dabei die Stationen seines Lebens ab.

Marie Guérin ist eine Klangkünstlerin. Die Französin kam 1980 in Quimper zur Welt. Für ihre Radioarbeiten hat sie zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter 2013 den INA-GRM-Preis der Konzertreihe "Banc d'Essai" und 2015 den Prix Sacem Musique Concrète. Ihr Hörspiel "Même morts nous chantons", das 2017 ein Kooperationsprojekt vom Deutschlandfunk Kultur mit France Culture und dem Elektroakustischem Studio der Akademie der Künste Berlin ist, erhielt 2018 den Prix Phonurgia Nova.