Aus dem Leben einer Schwebfliege

Robert Schoens "Aus dem Leben einer Schwebfliege" spricht das Tabuthema Freitod an und untermalt es mit lyrischer Musik und genauen Analysen.

Gemeinsam und um Lorenz Eberle, Performer, Schauspieler und bekennender Musikliebhaber, entwickelte Robert Schoen einen thematisch lose zusammenhängenden Mehrteiler um die Figur eines männlichen Protagonisten, der sein Leben nicht mehr im Griff hat.

Der erste Teil bildet "Schicksal, Hauptsache Schicksal" (2010), eine frische literarische Adaption Joseph Roths "Legende vom heiligen Trinker". In dieser gelingt Eberle eine unverkopfte, lässig-fahrige Verschmelzung mit der Rolle des Trinkers, was dem Stück zu einer eindringlichen, intensiven Authentizität verhilft.

In der trostlosen Welt der "verlorenen Söhne" sechs Jahre später verkörpert er eine von profunden Schuldgefühlen geplagten Mann, die er gegenüber seinem Vater entwickelt hat. Ihn zeichnet die Stimme, die gleichzeitig verbraucht und wirr wirkt, was man an den Hesitationsvokalisationen, wilden Interjektionen und der Knarrstimme erkennen kann. Diese gnadenlose phonetische Analyse stammt vom Sohn, und er hört nicht dort auf.

Im Abschlusshörspiel sieht sich Eberle als Etzel Andreas Mauss vor seinem selbstgewählten Ende stehen. Die Klänge der Musik geben ihm die Hintergrundkulisse für seine lockenden Todessehnsüchte. Mit Bruckners "Te deum" im Ohr und Dosenbier in der Hand keine Furcht mehr vor dem Tod haben, so malt er sich es aus. Und den Freitod nicht als fatalen Ausweg, sondern als letzte Freiheit in diesen Zeiten, durchtränkt von Leidenschaft, von Celan, Cioran oder Captain Willard.