Das hr-Sinfonieorchester in der Alten Oper Frankfurt

John Adams neigt dazu, nicht nur im Großen zu denken, sondern auch gelegentlich dementsprechend zu fantasieren. So stellt er sich beispielsweise vor, wie sich ein gigantischer Supertanker aus dem Ozean erhebt und dann als mächtige Rakete gen Himmel schießt. Solche imaginative Bilder dienten als Inspiration für sein orchestral umfangreiches Werk "Harmonielehre" ebenso wie für die exzentrischen Szenen in seinen "The Chairman Dances".

Der aus Massachusetts stammende Komponist wird – eher unfreiwillig – als Teil der erweiterten Minimal Music betrachtet. Seine eindrucksvolle "Harmonielehre", die durch eine beeindruckend kraftvolle Schlagwerk-Sektion besticht, ist zugleich expressiv und spätromantisch sowie von klangsinnlicher Intensität. Zudem begeistert sie durch mitreißende Rhythmen. Vor exakt vier Jahrzehnten fand ihre Premiere statt, und seither gilt sie als anspruchsvolle Herausforderung für jedes Orchester. Der amerikanische Dirigent David Robertson, der nun erstmals das hr-Sinfonieorchester leitet, ist ein ausgewiesener Experte für dieses Werk.

Auch bei Bartók spielt das Schlagwerk eine zentrale Rolle. Es fungiert als dritter Solist im Konzert für zwei Klaviere, Schlagzeug sowie Orchester. Die Pauken und das Xylophon werden hier als Melodieinstrumente eingesetzt, und die Brüder Jussen dürfen an den beiden Klavieren ebenfalls kräftig perkussive Akzente setzen. Zum grotesken Finale erklingt "The Chairman Dances" von John Adams: Mao Tse-tung, der Anführer der chinesischen Kommunistischen Partei, schwingt das Tanzbein zu einem Foxtrott, während ein US-Präsident ihn am Klavier in einer Bar musikalisch begleitet. Dieses Orchesterwerk besticht durch seine skurril-ironische Inszenierung.