Das Meer rauscht und rauscht - bis es lauscht

Im Kopf jedes heranwachsenden Kindes entsteht die Welt und die Sprache neu. Werner Fritsche zeichnete die Sätze seiner Tochter über Jahre hinweg auf. Das Hörstück ist ein ungewöhnlicher Versuch, das Bewusstsein eines Kindes zu umreißen.

Zur kindlichen Entwicklung gehört die Sprachaneignung, die bei jedem Kind individuell schnell voranschreitet, doch immer nach dem gleichen Mechanismus abläuft. Sprache wird durch Nachahmung angeeignet, dazwischen entstehen neue Wörter, Zusammenschlüsse und Neuschöpfungen, die für das Kind Sinn machen, das noch nicht vollständig in der regulierten Welt angekommen ist.

Der Autor Werner Fritsch sammelte jahrelang die ganz eigenen Sätze und Wörter seiner Tochter Johanna und hielt sie fest „ Das Meer rauscht und rauscht – bis es lauscht“ erkundet Johannas kindlichen Bewusstsein, das sich noch in der Entwicklungsphase befindet. Dort verknüpfen sich die Neuronen noch sprunghaft, die Welt entsteht neu im jungen Gehirn. 

Stellvertretend steht für alle Klänge das Meer, das ein weißes Rauschen erzeugt, in dem sich alle Frequenzen finden - außer die der Sprache. Johanna sitzt am Meer und probiert Wörter aus, spricht mit sich selbst, lauscht dem Klang ihrer Erzeugnisse. Vielleicht erinnert sie sich an Gespräche mit den Eltern oder dem Bruder, stellt die Szenen nach, verarbeitet sie, oder brabbelt einfach so vor sich hin.

Im Schlaf verfestigt sich neu Gelerntes. dies schlägt sich nicht selten in den Träumen nieder. Ein Karussell wird angestoßen. "Wie die Erde drehte ich mich in einem Kreisel. Wie in so einem Rumpel-Pumpel-Karussell herum." hält Werner Fritsch seine Tochter fest.