Dmitrij Kapitelman: "Eine Formalie in Kiew"

Der in Kiew geborene Dmitrij Kapitelman lebt seit 25 Jahren in Deutschland. Er erzählt voller Vergnügen wie auch Melancholie und Satire davon, was es bedeutet, einen deutschen Pass zu beantragen. Von den vielen Strapazen dieses Prozesses berichtet er in seinem neuen Buch "Eine Formalie in Kiew".

Dima ist ratlos und wütend. Schon seit 25 Jahren lebt er in Deutschland, er wurde deutsch eingeschult, sozialisiert, hat hier studiert, ist berufstätig, steuerpünktlich und verfassungspatriotisch. Noch immer hat er einen ukrainischen Pass. Immer stärker wird der Konflikt mit seinen Eltern, im Spannungsfeld zwischen der Herkunft und Ankunft, der Mutter mit ihren Katzen, dem Vater mit seinem "Lustig-Lämpchen" und Dima mit seiner Suche nach sich selbst.

Bis er alle nötigen Papiere zusammen hat, dauert es eineinhalb Jahre. Ihm fehlen noch seine Geburtsurkunde und die notwendige "Apostille", die sich noch in Kiew befinden. Die Fahrt von Dima in die neue Ukraine versetzt ihn zurück in eine Zeit des Aufbruchs, der Wunden und der Kriege und zurück in seine eigene Kindheit mit einem Freund wie Rostic.

Berührend, aber auch mit Witz und großer Leichtigkeit berichtet Dmitrij Kapitelmann von den Schwierigkeiten des deutsch-jüdischen Zusammenlebens. Er erzählt von den inhumanen deutschen Ausländergesetzen, von der Entfremdung, die er in seiner Familie erlebt, vom Verlust der Heimat und Sprache und davon, wie Migration ihn beeinflusste.

"Eine Formalie in Kiew" ist zärtlich, frei von Kitsch, berührend, satirisch und sarkastisch. Das Buch ist die Fortsetzung von "Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters", das von der Ankunft als jüdischer Geflüchteter, vom Asylantenheim und von der rechten Gewalt in Leipzig erzählt. Er sucht nach sich selbst und nährt sich seinem ukrainisch-jüdischen Vater.