In dieser Folge von “Edle Federn” spricht Juli Zeh mit dem Comedian Felix Lobrecht über sein Buch “Sonne und Beton”. Der Roman wurde 2017 zum Bestseller und die Verfilmung des Stoffs über vier Berliner Schulfreunde hat im vergangenen Jahr weit über 1 Million Zuschauer in die Kinos gelockt. Lobrechts Podcast “Gemischtes Hack” ist einer der erfolgreichsten Podcasts in Deutschland und seine Shows füllen Arenen mit Tausenden von Zuschauern, so dass sogar die New York Times über Felix Lobrecht ein großes Porträt unter dem Titel schrieb: “Bringing Some Cool to German Comedy”.Im Gespräch mit Juli Zeh spricht Felix Lobrecht über seinen Weg vom Problemschüler zum Bestsellerautor und Comedy Star. Zudem geht es um die Suche nach guten Geschichten, den Unterschied zwischen dem Schreiben von Punch-Lines und Literatur und die geringen Möglichkeiten der Einflussnahme von Autoren, bei der Verfilmung ihrer Bücher.Juli Zeh sagt über SONNE UND BETON: “Die Shows von Felix Lobrecht ziehen Tausende von Zuschauern an. Alles, was er dafür braucht, ist das Sprachzentrum in seinem Kopf und ein Mikrofon. Kein Wunder, dass auch der Roman “Sonne und Beton” einen hypnotischen Sog erzeugt, dem man sich kaum entziehen kann. Er übersetzte dafür die Sprache der Straßen von Berlin Neukölln in literarischen Text und erzeugt damit eine surrealistische Welt. “Sonne und Beton” ist auch ein schonungslos - und gleichzeitig immer respektvolles Porträt seines Protagonisten, der auf so vielen Ebenen die Arschkarte gezogen hat. Arm, pubertär und dann auch noch weißgesichtig biodeutsch, was ihn in seiner Neuköllner Umgebung zu einer Art kuriosen Einzelfall macht. Die Welt von Lukas ist von ständiger Gewaltandrohung, von Chancenlosigkeit, bohrender Langeweile und sozialer Degradierung geprägt. Das Ringen darum, unter diesen Umständen ein intaktes Selbstbild zu behalten oder überhaupt erst einmal zu erzeugen, liest sich phasenweise spannend wie ein Psychokrimi. Der große Verdienst von Sonne und Beton besteht darin, dass der Roman seine Figuren und seine Handlungsplätze weder romantisiert noch verurteilt. Er enthält sich der Werturteile und lässt die Dinge und Menschen buchstäblich für sich selbst sprechen. Wäre das Buch doppelt so lang, hätte man es vielleicht längst in eine Tradition gestellt mit einem bedeutenden Sozial- und Großstadtromanen wie Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin. ID:{7tYKgUS0zwwAwuWdUr6VOp}

Kultur & Gesellschaft
Edle Federn Folgen
Das Autorengespräch von und mit Juli Zeh: Jeden Monat interviewt die Schriftstellerin einen Gast aus der Welt der Literatur und unterhält sich mit ihm über Geschichten und Sprache, über das Schreiben und Erzählen. Immer am letzten Sonntag im Monat, immer um 10 Uhr.
Folgen von Edle Federn
44 Folgen
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Folge vom 24.02.2024Juli Zeh spricht mit Felix Lobrecht über seinen Roman “Sonne und Beton”
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Folge vom 27.01.2024Juli Zeh spricht mit Nika Lubitsch über ihr neues Buch “25 Cent”In dieser Folge von “Edle Federn” spricht Juli Zeh mit Nika Lubitsch, der Königin der “Self-Publisher”. Sie hat vor 12 Jahren damit begonnen, ihre Krimis als E-Books über den Kindle von Amazon selber zu verlegen, nachdem sie höchst unerfreuliche Erfahrungen mit dem deutschen Verlagswesen gesammelt hat. Sie gehört zu den “First-Movern” dieser Bewegung und konnte von ihrem ersten Roman “Der 7. Tag” allein 350.000 Exemplare verkaufen und ließ in den “E-Book Charts” beispielshalber so Bestseller wie “50 Shades of Grey” hinter sich. Mit Juli Zeh spricht Nika Lubitsch über ihren aktuellen Roman “25 Cent - Was kostet ein Leben”. In dem Psychothriller geht es um eine junge Frau, die in Italien am römischen Trevi-Brunnen Opfer eines Raubüberfalls wird und ihr Gedächtnis verliert. Ein junger Mann hilft ihr dabei, ihre Identität wiederzufinden. Sie ahnt nicht, dass diese Begegnung weder Zufall noch Glück ist, sondern sie mitten hinein in ihren schlimmsten Albtraum katapultiert und zur tödlichen Falle wird.Juli Zeh sagt über Nika Lubitsch: “ Schon nach den ersten Seiten von “25 CENT” möchte man einfach nur noch wissen, wie es weitergeht. Wir alle haben als Kinder so gelesen. Gierig, schnell, unersättlich. Völlig absorbiert von einer Geschichte, die uns für ein paar Stunden aus der Welt herausgelöst hat, in der wir uns normalerweise aufhalten und uns ein Abenteuer durchleben ließ, bei dem wir alles andere, sogar die eigene Person mit ihren Sorgen und Nöten vollständig vergaßen. Sich selbst vergessen zu können, gehört zu den wenigen echten Freiheiten, über die der Mensch verfügt. Wenn es gelingt, kann sich das anfühlen wie reines Glück. Genau das ist eines der großen Potenziale von Literatur, ihren Leserinnen und Lesern immer wieder das Glück dieser Freiheit zum Geschenk zu machen. So betrachtet ist das umfangreiche Werk von Nika Lubitsch wie eine gut bestückte Geschenkboutique. “ ID:{4Nb4UO5JGUckapsao3SRlo}
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Folge vom 26.12.2023Juli Zeh spricht mit Daniel Kehlmann über sein neues Buch “Lichtspiel”In dieser Folge von “Edle Federn” spricht Juli Zeh mit Daniel Kehlmann über seinen aktuellen Roman “Lichtspiel”. Er erzählt darin die Geschichte von Georg Wilhelm Pabst. Neben Fritz Lang, Ernst Lubitsch und Wilhelm Murnau einer der großen Filmpioniere und ein gefeierter Regisseur der Weimarer Republik. Nach dem missglückten Versuch, in Hollywood Fuß zu fassen, tritt Pabst Ende der 30’er Jahre die Heimreise nach Europa an - dort werden er und seine Familie vom Beginn des Zweiten Weltkriegs überrascht. Die Grenzen sind dicht, er kommt nicht mehr raus aus Nazi-Deutschland und muss sich fortan mit dem NS-Regime arrangieren. Juli Zeh sagt über LICHTSPIEL: “Daniel Kehlmann ist der beste deutsche Erzähler der Gegenwart. Mit jedem neuen Buch erfindet er das Rad des Erzählens neu, und zwar sowohl in Bezug auf den Inhalt als auch auf narrative Techniken. LICHTSPIEL ist Thriller und Humor, Horror und Tiefenpsychologie, Surrealismus, Perspektiv, Labyrinth und natürlich ein brillantes Stil-Gemälde. Kehlmann entblättert ein moralisches Totalversagen als toxisches Gemisch aus inneren und äußeren Zwängen. Nicht, um es zu entschuldigen, nicht um es zu verurteilen, sondern um es für die Betrachtung freizugeben. Das ist Kunst.” ID:{2hi4d4CwyAXidzeIvLbhkZ}