Im Theater an der Wien erklingt Donizettis Oper "Les Martyrs"
Im Theater an der Wien erklingt Donizettis Oper "Les Martyrs" © Musicalvienna / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0

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Gaetano Donizetti: "Les martyrs"

Liebe leidet unter religiösem Fanatismus, wenn die Liebe zu Gott wichtiger ist als die zu Menschen. Das zweifelhafte Glück findet man nur im Märtyrertod.

Die Liebe hat es in Zeiten des religiösen Fanatismus schwer, insbesondere wenn die Hingabe zu Gott wichtiger wird als die Zuneigung zu den Menschen. Am Ende scheint das zweifelhafte Glück nur im Märtyrertod gefunden zu werden.

Neapel im Jahr 1838 durchaus Bedenken wegen des Themas, doch die endgültige Absage kam dann überraschenderweise vom König höchstpersönlich. Verärgert, wie er war, reiste der Komponist daraufhin nach Paris ab. Dort war er ohnehin schon mit der dortigen Oper im Gespräch und so wurde aus dem ursprünglich für Neapel verfasste dreiteilige italienische Werk "Poliuto" ein Vierakter für die französische Grand opéra. Die Anpassung des Librettos wurde von niemand Geringerem als dem Star-Librettisten Eugène Scribe übernommen und das Werk trug nun den Namen "Les martyrs". Am 10. April 1840 fand die Uraufführung an der "Opéra" statt. Mehr als 20 Wiederholungen folgten und wurden ein Erfolg.

Der Ort der Handlung ist die Christenverfolgung in Armenien. In "Les martyrs" wird die Geschichte einer Frau erzählt, die sich zwischen ihrem ehemaligen Geliebten, einem römischen Feldherrn, von dem sie dachte, er sei tot, und ihrem jetzigen Ehemann, der gerade zum Christentum konvertiert ist. Ihm droht die Todesstrafe! Die Entscheidung darüber liegt bei ihrem Vater, der römische Statthalter in Armenien ist, und eben diesem besagten ehemaligen Geliebten. Die Geschichte bietet reichlich Stoff für dramatische Verwicklungen, und da der Glaube unerschüttert bleibt, endet es für den Mann tödlich.

Der polnische Regisseur Cezary Tomaszewski verknüofte am Theater an der Wien die Handlung aus dem dritten nachchristlichen Jahrhundert mit dem türkischen Völkermord an den Armeniern im Jahr 1915 und versetzte das Ganze mit recht albernen Kostümen in eine grellbunt-queere Zukunft. Dies ergab nur selten einen Sinn und manchmal untergrub dieser klamaukige Firlefanz sogar die Musik mit seinem bedenklichen Ablenkungspotenzial. Und die Musik hat einiges zu bieten: Neben den wunderbar melodisch entfalteten Arien von Donizetti gibt es auch fein ausgearbeitete und effektvolle Chöre sowie am Ende einen groß angelegten Märtyrertod, der sich immer wieder aufs Neue hoch steigert. Die Inszenierung ist also nur bedingt sehenswert, aber das selten aufgeführte Stück ist definitiv hörenswert.

"Gaetano Donizetti: "Les martyrs"" im Überblick

Gaetano Donizetti: "Les martyrs"

von Donizetti

Mit Leitung: Jérémie Rhorer / Roberta Mantegna als Pauline; John Osborn als Polyeucte; Arnold Schoenberg Chor; ORF Radio-Symphonieorchester Wien

Theater an der Wien

18. September 2023

Sendezeit Sa, 02.03.2024 | 20:00 - 23:00 Uhr
Sendung hr2-kultur "Opernbühne"
Radiosendung