Ihre Verehrung für den dreißig Jahre älteren Johann Wolfgang von Goethe brachte die junge Bettine von Arnim in ihren Briefen an den Dichter zum Ausdruck
Ihre Verehrung für den dreißig Jahre älteren Johann Wolfgang von Goethe brachte die junge Bettine von Arnim in ihren Briefen an den Dichter zum Ausdruck © Joseph Karl Stieler / Wikimedia Commons / Public Domain

Hörspiel

Goethes Briefwechsel mit einem Kinde

Bettine von Arnim wurde geraten, ihr Buch zu ändern, um Missverständnisse zu vermeiden. Ein Ratgeber sagte jedoch, dass nur böse Menschen es falsch interpretieren würden und sie alles so lassen sollte. Dieser Rat kam vom Faktor Herrn Klein, der auch für die Korrektur von Fehlern zuständig war.

Während ich damit beschäftigt war, die Papiere für den Druck zu ordnen, wurde ich von vielen Seiten dazu gedrängt, bestimmte Passagen auszulassen oder umzuformulieren, da sie möglicherweise Anstoß erregen könnten.

Unter all den Ratschlägen gab es jedoch nur einen, der mir zusagte: "Dieses Buch ist für die Guten und nicht für die Bösen. Nur böse Menschen können es missinterpretieren. Lassen Sie alles so stehen, wie es ist, das verleiht dem Werk seinen Wert. Und man kann Ihnen nur dankbar sein dafür, dass Sie darauf vertrauen, dass gute Menschen niemals etwas missverstehen werden." Dieser Rat stammte von Herrn Klein, dem Faktor der Buchdruckerei Trowitzsch und Sohn. Er besorgte nicht nur Papier und Druckaufträge für mich, sondern korrigierte auch meine Rechtschreib- und Grammatikfehler mit viel Geduld.

Bettine von Arnim beeindruckte in ihren Hauptwerken mit Schilderungen, die zu den schönsten in der deutschen Literatur zählen. Obwohl sie oft als Selbstinszenierung und Selbstentblößung kritisiert wurden, gelten sie heute vielen als Meisterwerk der Sprachkunst. Ein Paradewerk einer Autorin, die sich selbstbewusst neben ihren männlichen Kollegen behauptete. Bettine Brentano kam am 4. April 1785 in Frankfurt am Main zur Welt.

In ihrer Jugendzeit verlor sie innerhalb weniger Jahre sowohl ihre Mutter als auch ihren Vater. Als Folge dessen wurde sie von ihrer Großmutter Sophie von Laroche aufgezogen, welche eine enge Freundschaft mit Goethe pflegte, und er auch mit Bettines Mutter Maximiliane bekannt ist. Es wird behauptet, dass die 21-jährige Bettine in Sophies Haus Briefe fand, die Goethe zwischen 1772 und 1776 an ihre Mutter gerichtet hatte. Angeblich soll Goethe zu dieser Zeit in das junge Mädchen verliebt gewesen sein.

Goethes Mutter lebte ebenfalls in Frankfurt. Ihre Zuneigung zu Bettine stärkte ihre Bindung zum Hause Goethe. Daher war sie entschlossen, die persönliche Bekanntschaft des Dichters zu machen. In den nächsten Jahren kam es zu einigen Begegnungen zwischen Bettine und Goethe. Der Briefwechsel zwischen ihnen bildete später die Grundlage für ihr erstes literarisches Werk. Allerdings führte sie hauptsächlich diesen Briefwechsel, da Goethe nicht sehr häufig antwortete und wenn doch, dann eher zurückhaltend.

Bettine von Arnim setzte zwei Jahre nach Goethes Ableben ihren Sehnsüchten und Träumen ein Denkmal in Form eines Buches. Dieses wurde teilweise euphorisch von ihren Zeitgenossen aufgenommen, jedoch gab es auch Vorwürfe, dass sie das Bild von Goethe verfälscht habe. Schließlich transformierte und dichtete sie zahlreiche Briefe umfangreich um und erhöhte so die Korrespondenz beträchtlich.

"Goethes Briefwechsel mit einem Kinde" im Überblick

Goethes Briefwechsel mit einem Kinde

von Bettine von Arnim

Mit Marlies Reusche, Chris Pichler, Jürgen Hentsch

Produktion: 2009

Sendezeit Mo, 27.11.2023 | 22:00 - 23:30 Uhr
Sendung MDR KULTUR "Hörspiel"
Radiosendung