Wie schreibt man einen Essay über Samuel Beckett, wenn man dabei ständig gestört wird?
Wie schreibt man einen Essay über Samuel Beckett, wenn man dabei ständig gestört wird? © Roger Pic / Wikimedia Commons / Public domain

Hörspiel

Hörspiel nach der "Tuba-Novelle": Die Störung oder Wie Beckett die Maulwürfe vergiftete

Samuel Beckett zog sich zum Schreiben in sein Landhaus zurück, wo viele seiner Werke entstanden. Doch auch dort litt er unter Schreibblockaden. Sein Refugium in Ussy-sur-Marne half ihm zwar bei der Inspiration, aber die Feder floss nicht immer leicht.

Samuel Beckett zog sich zurück in sein idyllisches Landhaus in Ussy-sur-Marne, wenn er schreiben wollte. An diesem Ort entstanden viele seiner bedeutenden Werke. Doch nicht immer floss die Feder mühelos, auch hier wurde er von Schreibblockaden geplagt.

Ein Stipendium über neun Monate soll einem jungen Mann die Möglichkeit geben, einen Essay über Becketts Schreibort in der französischen Provinz zu konzipieren. Schnell findet er einen Anfang, aber bald darauf versiegt auch seine Schreiblust, als ein Tubist das Nachbarhaus bewohnt und täglich sein Übungspensum absolviert.

Für den Autor ist es frustrierend, amüsant und traurig zugleich - aber nicht schreibfördernd! Oder vielleicht doch? Doch, gerade jetzt? Wie ist es Samuel Beckett ergangen, als sein Nachbar Monsieur Horviller eine Jagdhütte vor seinem Garten errichtet und Beckett fortan Schüsse vernahm? "Die Störung war das Gefürchtete und Gesuchte zu gleichen Teilen." Denn der Tubist bringt nicht nur die Nerven des Essayisten mit seinem unhandlichen Instrument ins Schwingen, sondern noch weit mehr: Denn dieser wird immer tiefer in seine Kindheit zurückversetzt, in der ein musizierender Vater nichts mehr fürchtete als die Störungen seines Sohnes. Doch dann scheint schließlich die Störung gar zum notwendigen Begleiter seines Tages geworden zu sein. Gibt es also keine Kreativität ohne Störung? Der Stipendiat schließt Freundschaft mit der Störung und spürt den Wert des Nicht-Schreiben-Könnens als Widerstand, an dem ein Werk aufblühen kann.

Zum Autor

Rainer Wieczorek kam 1956 in Darmstadt zur Welt. Wo er heute noch mit seiner Familie lebt. Bis 2022 war er als Gymnasiallehrer und von 1995 bis 2009 gemeinsam mit Andreas Müller, Programmleiter des Darmstädter Literaturhauses, tätig gewesen. Für seine Erzählungen bekam er 1997 den Lichtenberg-Preis für Literatur. Die "Tuba-Novelle" bildet den zweiten Band einer Trilogie von Künstlernovellen und wurde 2018 als erster Band einer Werkausgabe im Dittrich Verlag herausgegeben.

"Hörspiel nach der "Tuba-Novelle": Die Störung oder Wie Beckett die Maulwürfe vergiftete" im Überblick

Hörspiel nach der "Tuba-Novelle": Die Störung oder Wie Beckett die Maulwürfe vergiftete

von Reiner Wieczorek

Mit Jens Harzer, Burghart Klaußner

Produktion: 2013

Sendezeit Mo, 08.04.2024 | 22:00 - 23:30 Uhr
Sendung MDR KULTUR "Hörspiel"
Radiosendung