Ein Hörspiel über Erinnerungskultur, explizit zu Zeiten der NSDAP
Ein Hörspiel über Erinnerungskultur, explizit zu Zeiten der NSDAP © Rudolf Breslauer / Wikimedia Commons / Public domain

Hörspiel

Keine Namen, niemand

Auf dem "Z-Berg" leben seit 200 Jahren Sinti, die während des Nationalsozialismus deportiert wurden. Von 139 Deportierten kamen nur 11 zurück. Das Hörspiel behandelt die Probleme in der Erinnerungskultur.

Seit 200 Jahren leben Sinti auf dem "Z-Berg", die längst als normale Bürger angesehen werden. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde jedoch die Hälfte von ihnen nach Auschwitz verschleppt. Von den 139 Menschen kamen nur 11 wieder zurück. Was geschah davor und danach? Dieses Hörspiel handelt von den Mängeln und Problemen in der Erinnerungskultur.

Gerda, die Nichte von Theo, möchte erfahren, was er ab 1932 in der kleinen Gemeinde erlebt hat, als ein Mitglied der NSDAP zum Bürgermeister wurde und die Menschen im Nordviertel immer mehr unter Druck gerieten. "Onkel Theo, habt ihr nicht bemerkt, dass die Juden verschwunden sind... Habt ihr da nicht gedacht, dass euch das Gleiche passieren könnte?" "Dass uns so etwas passiert?! Nein!"

Im Nordviertel leben Menschen wie überall sonst im Ort. Doch es gibt einen kleinen, unsichtbaren Unterschied: Sie sind Nachfahren der Sinti. Die Verfolgung beginnt mit Vermessungen des Körpers und Adresslisten, gefolgt von nächtlichen Ausgangssperren, Ausschluss aus der Schule und anderen starken Restriktionen. Sie werden zu "Bürgern zweiter Klasse" degradiert und die Schikanen mehren sich. Das Erbgesundheitsgericht diagnostiziert bei vielen Kindern "angeborenen Schwachsinn" und empfiehlt Sterilisation.

Im Jahr 1943 verschwinden in einem Zug ganze Familien aus dem Nordviertel, der sich in Richtung Auschwitz-Birkenau bewegt. Später will niemand im Ort etwas damit zu tun gehabt haben. Aber auch die Nachkommen der Deportierten und Ermordeten, normale Bürger, meiden die Erinnerung an das, was ihnen, ihren Familien und Nachbarn widerfahren ist. Dieses Hörspiel basiert auf Originaldokumenten und erzählt eine wahre Begebenheit.

1988 kam Annette Kufner in Siegen zur Welt. Sie ist tätig als freiberufliche Redakteurin für den Hörfunk und betätigt sich auch als Künstlerin in Berlin. Ihr Studium umfasste Politikwissenschaft, Geschichte und Soziologie in Kanada und Frankreich, gefolgt von einem Masterabschluss in Malerei an der Universität Leipzig. "Keine Namen, niemand" stellt ihr erstes Werk im Bereich Hörspiel dar.

"Keine Namen, niemand" im Überblick

Keine Namen, niemand

von Annette Kufner

Produktion: 2024

Sendezeit So, 10.03.2024 | 18:30 - 20:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk Kultur "Hörspiel"
Radiosendung