Solistin des Abends ist die Geigerin Vilde Frang
Solistin des Abends ist die Geigerin Vilde Frang © Niek Verlaan / pixabay.com

Klassische Musik

Konzert der Münchner Philharmoniker

Gegenwärtig zählt die Litauerin Mirga Gražinyt?-Tyla, auf gleicher Augenhöhe mit der gleichaltrigen Joana Mallwitz, zu den bekanntesten Dirigentinnen der klassischen Musikszene. Kürzlich kehrte sie zu den Münchner Philharmonikern zurück und präsentierte ein Schumann-Programm, das im besonderen Maß das seltener gehörte späte Violinkonzert des Romantik-Komponisten in den Mittelpunkt rückte.

Nach dem Tod von Robert Schumann hatten sowohl Clara Schumann als auch der Auftraggeber Joseph Joachim den Eindruck gewonnen, dass der Komponist ermüdet war. Sie hielten das Violinkonzert zurück und bezeichneten es als Werk eines geistig verwirrten Menschen. Clara kritisierte insbesondere die vermeintliche Eintönigkeit der abschließenden Polonaise. Nachdem das Violinkonzert eine unglückliche Rezeption durchlebt hatte, insbesondere bei seiner nachträglichen Uraufführung in Berlin 1937, die von den Nationalsozialisten propagandistisch instrumentalisiert wurde, setzte sich erst eine jüngere Generation für dieses gewagte Stück ein, das mit einer Wucht, wie man sie von Bruckner kennt, beginnt und hohe Gestaltungskraft verlangt.

Mirga Gražinyt?-Tyla wählte für das anspruchsvolle Werk die norwegische Geigerin Vilde Frang, ebenfalls Jahrgang 1986, und fand damit eine optimale Solistin. Im Gegensatz dazu gehört Schumanns "Frühlingssinfonie" zu seinen populärsten Kompositionen. Komponiert im Überschwang des Frühlingsgefühls, das den Menschen bis ins hohe Alter ergreifen kann und jedes Jahr erneut aufblüht, schuf er seine Erste. Auch Bartóks folkloristisch angehauchtes Divertimento für Streicher, entstanden 1939 kurz vor seiner Auswanderung in die USA für den Schweizer Förderer Paul Sacher und dessen Basler Kammerorchester, entfaltet sich mit tänzerischem Schwung und Virtuosität. In der neobarocken "Concerto grosso"-Manier wechseln in den äußeren Sätzen spielerisch Tutti und Soli. Doch im bedrückenden Adagio, einem jener unverständlich tiefgründigen Nachtstücke des Komponisten, offenbarte Bartók auf prophetische Weise seine Betroffenheit gegenüber den weltpolitischen Entwicklungen.

"Konzert der Münchner Philharmoniker" im Überblick

Konzert der Münchner Philharmoniker

von Bartók, Schumann

Mit Leitung: Mirga Gražinyt?-Tyla / Vilde Frang, Violine

Münchner Isarphilharmonie im Gasteig HP8

28. März 2025

Sendezeit Di, 22.04.2025 | 20:03 - 22:00 Uhr
Sendung BR-KLASSIK "Konzert"
Radiosendung