Konzert des Münchener Kammerorchesters

Der niederländische Dirigent Bas Wiegers eröffnete sein Programm im Münchner Prinzregententheater mit einer Rarität. Zu seinem 50. Geburtstag präsentierte der "Associated Conductors" des MKO ein spannendes Konzert.

Das Münchener Kammerorchester hat in dieser Spielzeit das Motto "Furor" gewählt. In Bertolt Brechts und Kurt Weills satirisches Tanzpoem und Songspiel "Die sieben Todsünden", das sehr kapitalismuskritisch die "himmelschreienden Ungerechtigkeiten" im Leben und Leiden der jungen Anna verurteilt, wird dem Zorn ein eigenes Kapitel geweiht. Als Solistin konnte die kanadische Mezzosopranistin Wallis Giunta sowie Mitglieder des Leipziger Vokalensembles Amarcord vom MKO als Besetzung gewonnen werden.

Eine ablehnende Haltung bestimmt auch die feinfühlige Musik von Chaya Czernowin, der 1957 in Haifa geboren wurde. Nur wenige schaffen es, darunter auch die Israelin, das Unaussprechliche und Verborgene, was unter der Oberfläche schlummert, hörbar zu machen. So auch Chaya Czernowins neues Violinkonzert, das im Auftrag des MKO komponiert wurde, versprach grandioses, dafür sorgte bereits der herausragende Geiger Ilya Gringolts bei der Uraufführung.

Ebenso wie "Die sieben Todsünden" klagt auch die Verfilmung des sozialkritischen Romans "Früchte des Zorns" von Nobelpreisträger John Steinbeck durch John Ford von 1940 die gesellschaftlichen Verhältnisse scharf an. In diesem aufwühlenden Porträt wird das Schicksal einer verarmten und verschuldeten Farmersfamilie aus Oklahoma dargestellt, die gezwungen ist, nach Arkansas umzusiedeln, verursacht wurde es durch die Weltwirtschaftskrise von 1929 und die darauffolgende Große Depression. Die Industrialisierung der Landwirtschaft und eine katastrophale Dürre trugen ebenfalls zur Vertreibung bei.

Und Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Umweltzerstörung sowie Klimakrise machen den Film "The Grapes of Wrath" auch heute noch höchst aktuell. Im Gegensatz zur Originalmusik von Alfred Newman setzte Hanns Eisler in seiner alternativen Filmmusik deutlich stärkere Affekte ein, um klare Position zu beziehen. Mit dieser Seltenheit startete Bas Wiegers, der gerade sein 50. Geburtstag gefeiert hat und einer von drei "Associated Conductors" beim MKO ist, sein fesselndes Programm im Münchner Prinzregententheater.