Krieger im Gelee

"Krieger im Gelee" ist ein Puzzle aus drei Figuren, drei Stimmen, drei Monologen. Stück für Stück wird die Entführung eines 14-Jährigen aus der Perspektive des Opfers, des Täters und einer unbeteiligten Beobachterin rekonstruiert.

Drei Menschen in der Großstadt, jeder auf seine Weise verloren, finden auf eine abstruse Weise zueinander.

Da ist zum einen der 14-jährige Mervin, der sich nach dem Fechtunterricht gerne teure Uhren in den Auslagen anschaut. Diese Luxusartikel bleiben auch keine Träumerei, seine Eltern können sich solche Geschenke leisten. Mervin mangelt es aber an anderen Geschenken, so sehnt er sich nach der Welt und Freundschaft, doch wird von seinen Eltern vollzeit behütet. Eines Tages bekommt er ein Angebot.

Acht Stunden am Tag sitzt Martin auf seinem harten Holzstuhl am anderen Ende der Stadt und kasteit sich mit Gedanken und geregelten Abläufen. Dann läuft alles aus der Bahn.

Das Hörspiel gewann den Titel zum Hörstück des Monats, in der Begründung der Jury heißt es: "Entscheidend ist aber die Erzählweise dieses spannenden Kammerspiels: In drei voneinander vollkommen unabhängigen Monologen wird dasselbe unerhörte Ereignis auf einer Brücke beleuchtet.

In literarisch vollendeter Rollenprosa schildern das vierzehnjährige Opfer, der Täter und eine unbeteiligte Beobachterin, was sich an einem Morgen und in den Stunden danach an Dramatischem ereignet hat.

Dass dabei ein unklärbarer Rest bleibt, ist konstitutiv für "Krieger im Gelee". Zwar wurde der Text auch schon auf der Bühne aufgeführt. Doch die Strenge seiner Form, die sich ganz auf die drei Stimmen verlässt, kommt in keinem Medium so zu Geltung wie im audiophonen.

Die sparsame, präzise, sich dem Text geradezu anschmiegende Komposition von Andreas Bick, die jedem Monolog ein Instrument zuspielt, trägt dazu nicht unwesentlich bei."

Zum Autor

Claudius Lünstedt, geboren 1973 in München. Else-Lasker-Schüler-Stückepreis für "Zugluft", Lenz-Preis für "Musst boxen", Niederländisch-Deutscher Jugenddramatikerpreis für "Vaterlos" und Golden Mask Award für das Libretto "Heiliger Franz". Lebt in Berlin, unterrichtet Szenisches Schreiben an der Universität der Künste und an der Freien Universität.