Überraschendes gab es auf dem  Festival in Wexford: Die Opernentdeckung Camille Erlanger mit seinem Werk "L'aube rouge"
Überraschendes gab es auf dem Festival in Wexford: Die Opernentdeckung Camille Erlanger mit seinem Werk "L'aube rouge" © Lize Rixt / freeimages.com

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"L'aube rouge" von Camille Erlanger

Das Festival in Wexford an der irischen Südostküste präsentierte im vergangenen Herbst einen Komponisten, von dem niemand je gehört hatte und auch keine seiner Opern bekannt war. Trotzdem bot das kleine, aber feine Festival wie gewohnt Überraschendes.

Ein Komponist, der unbekannt ist und dessen Opern niemand kennt, wurde auf dem kleinen aber feinen Festival in Wexford an der irischen Südostküste im vergangenen Herbst vorgestellt. Wie es für das Festival typisch ist, gab es auch dieses Mal wieder Überraschendes zu sehen.

Das Motto des Festivals lautete "Woman and war" und Camille Erlangers "L’aube rouge" passte perfekt zum Programm. Die Geschichte spielt im russischen Anarchisten-Milieu des späten 19. Jahrhunderts. Es geht um die Entscheidung zwischen Revolution oder Liebe, eine Frage, die von der Frau beantwortet wird, die sich letztendlich für die Liebe entscheidet. Der Mann hingegen wählt nach einigen Überlegungen die Revolution mit allen Konsequenzen. Für beide Charaktere endet es nicht gut und die titelgebende "Morgendämmerung" kommt anders als erwartet: Sie ist nicht nur rot, sondern auch blutig und tödlich.

Camille Erlanger kam1863 in Paris zur Welt und erhielt seine Ausbildung bei Léo Delibes. Im Jahr 1888 gewann er den "Rom-Preis", was für einen aufstrebenden jungen französischen Komponisten ein großer Erfolg war. Anschließend hatte er einige Erfolge mit seinen Opern und schaffte es sogar bis in die altehrwürdige Opéra mit seinem Werk "Fils de l’étoile" im Jahr 1904. Doch danach ebnete sein Ruhm schnell wieder ab, und seine Oper "L’aube rouge" kam 1911 nicht mehr in Paris, sondern in Rouen zur Uraufführung und bald darauf wurde sie vergessen. Das mag auch am Libretto liegen, das reichlich Wendungen und Zufälle enthält, die wohl nur auf der Opernbühne möglich sind.

Camille Erlanger durchlief musikalisch die Schule der französischen Spätromantik, wobei gelegentlich auch Impressionismus mitschwingt und bei Bedarf wird es auch mal folkloristisch oder russisch-orthodox. Die Vertonung folgt dem Text sehr einfach und geradlinig, hat weniger das große Ganze im Blick als vielmehr die einzelne Szene und kippt deshalb manchmal ins Episodenhafte, bleibt aber immer noch recht effektvoll.

Nach der Entstehung von "L’aube rouge" wird es sicherlich auch gut 100 Jahre danach kein Repertoirestück werden, aber es ist allemal eine interessante Entdeckung nicht nur für ausgewiesene Opernfans.

""L'aube rouge" von Camille Erlanger" im Überblick

"L'aube rouge" von Camille Erlanger

von Erlanger

Mit Leitung: Guillaume Tourniaire / Andreea Soare als Olga; Andrew Morstein als Serge

O'Reilly Theatre

25. Oktober 2023

Sendezeit Sa, 17.02.2024 | 20:00 - 23:00 Uhr
Sendung hr2-kultur "Opernbühne"
Radiosendung